Die große Figura Baphomet – die MAGNA FIGURA – vermag es, immer wieder neue, weitere Faszination auszustrahlen, und das, obschon keiner von uns sie jemals gesehen hat und heute noch niemand weiß, ob uns dies je vergönnt sein wird.

Es ist aber wohl auch weniger der magische Gegenstand unmittelbar, von dem die Faszination ausgeht, als die Idee, welche mit ihr verbunden ist. Allein die Kenntnisse, die wir den Bemühungen um die Figura verdanken, haben uns in vielerlei Hinsicht tiefe Einblicke in das bis dahin unbegreiflich erscheinende gegeben. So etwa das Wissen um den Stand der magischen, unsichtbaren Sonne Ilum – der „Schwarzen Sonne" – im Sternbild Crater. Dorthin soll die Große Figura ihren Ilu-Strahl aussenden, um auf dieses Ventil zwischen Diesseits und Jenseits einzuwirken.

Unabhängig davon, ob die Figur selbst verfügbar ist, sagt uns doch allein diese Erkenntnis, was es mit der Mythe um die „Schwarze Sonne" im Kern auf sich hat, und daß dies weit vor ihrer Installation auf der Wewelsburg seinen Ursprung hat.

Aus der Geschichte der Figura wissen wir um die Bedeutung des Steines Garil sowie des Kelches Gral. Und wir wissen, daß dies wiederum in einer Beziehung zum Stein der Isais im Untersberg steht. Wir haben Kenntnis gewonnen über die Bedeutung von Speer und Spiegel sowie von den Haaren der Isais, was wiederum vielleicht zum näheren Verstehen der Baphomet-Braut leitet (wobei jetzt weniger an die neuzeitliche Geschichte gedacht ist als an in älteren Tagen entwickelte magische Methodik der „Belebung" der Figura durch eine „Braut"). All dies verbindet sich in der Geschichte der Magna Figura, und, ja, wenn wir all dies genau betrachten erkennen wir, daß jeder der einzelnen Punkte im Werk der großen Baphomet-Figur zusammenklingt; gerade so, als sei all dies seit Jahr und Tag so bestimmt!

Je genauer das Auge hinblickt, je wacher der Geist sich auf die Ideen richtet, welche in der Magna Figura einst stoffgeworden sind, um so deutlicher wird die Zusammengehörigkeit all der scheinbar verschiedenartigen Elemente, die wir von da und dort kennen. So kann die Figura als ein Sinnbild für alles bezeichnet werden, was den Kampf um das neue Licht und den Weg zum Neuen Zeitalter ausmacht. Im Lied von der „Magna Figura" kommt dies auf dramatische Weise zum Ausdruck.

Doch nach wie vor gibt es vieles um die große Baphomet-Figur, was wie unter dichten Schleiern liegt, die es zu lüften gilt.

Ein Beispiel dafür ist jener Stein, von dem bisher noch nie öffentlich gesprochen wurde, den Freunde aus dem Rheinland aber schon vor nunmehr rund zehn Jahren in einem Turm der Figura-Burg-Ruine fanden. Daß dort verschlüsselte Botschaften vorhanden sein müßten, wußten wir. Doch nach all den Zerstörungen, sowie einem zwischenzeitlichen Umbau, konnte man wenig Hoffnung haben, davon noch etwas zu finden. Niemand hat bisher zu ergründen vermocht, ob der gefundene Stein eine jener Botschaften ist, welche zum Lageort der Figura führen dürfte, und falls ja, wie seine Zeichen richtig zu deuten seien. Versuche, dieser Angelegenheit auf den Grund zu kommen, hat es gegeben, doch bislang ohne ein schlüssiges Resultat.

Dieser Stein – auf den ersten Blick „nur" ein Ziegelstein – birgt vielleicht zumindest den Bestandteil eines Geheimnisses, das gelöst werden will. Dabei dürfte es sich um eine Verschlüsselung innerhalb etwas anscheinend nicht allzu Ungewöhnlichen handeln. Doch wie dem auch sei, auf alle Fälle bliebe es ein Fragment.

Der unübertrefflich romantische Eindruck, den die Ruine der Figura-Burg bietet, läßt noch immer erahnen, daß dort einmal etwas Besonderes gewesen war und stattgefunden hat. Doch mehr und mehr verfällt diese stille Ruine, unbeachtet, zumeist auch unentdeckt.

Ist hier der Hinweis auf etwas zu sehen, was mit einer bestimmten Gestirnen-Konstellation in Verbindung steht? Liegt die eigentliche Bedeutung also nicht im Offensichtlichen, sondern zwischen den deutlichen Zeichen? Sind mit den Blättern an den Ecken des mittleren Quadrats die drei Türme gemeint, und mit dem einzelnen Blatt der Brunnen? Für was stehen die Buchstaben „CI"? Sind diese nur Beiwerk, Ablenkung vom Wesentlichen – oder heißen sie womöglich: „Caesar Imperator", was mit einer der Mythen um die große Figura und die Baphomet-Braut zusammenpassen würde? Bedenken wir: Ziel war die Schaffung eines neuen deutsch-römischen Reiches, welches ein gottgesandter Cäsar regieren sollte (in modifizierter Form findet sich dieses Motiv sowohl beim OIN/Bucintoro-Orden wie auch noch viel später bei der Alldeutschen Gesellschaft für Metaphysik und dem Isaisbund wieder; in CN-Kreisen lebt die Idee eines neuen deutsch-römischen Kaiserreichs in der Tradition des ersten, übernationalen Reiches. Vielleicht stand der ehemalige österreichische Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky solchen Gedanken gar nicht fern als er sagte, das neue Europa müsse die Vollendung des Reichs Karls des Großen sein.

Der Weg zum Neuen Reich, wie die alten Templer ihn vorbereiteten – genaugenommen, in dem sie den Ideen des Ritters Hubertus „vom Schwarzen Stein" folgten. Denn es dürfte Hubertus gewesen sein, der das Konzept – die magische Konzeption – von der Wegbereitung zum neuen Licht und zum Neuen Reich entworfen hatte. Inwieweit dabei die Isais-Offenbarung gewirkt hat, läßt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen, doch dieser Einfluß ist wohl erheblich, wahrscheinlich sogar maßgeblich gewesen.

In dieser magischen Konzeption kam der Braut der Figura, der „Baphomet-Braut", eine hohe Bedeutung zu, die bis heute nicht in allen Details geklärt ist. Kenner/innen der Materie wissen darum. Dieses Rätsel zu lösen wäre vermutlich noch wichtiger als die historische Magna Figura zu finden, denn deren Funktion könnte wahrscheinlich auch ein Nachbau erfüllen, sofern alle Abmessungen und Proportionen richtig wären. Auf den rein materiellen Wert der Figur käme das wohl nicht an.