Ein
Baphomet-Fels
Am
Fuße des Untersbergs, nicht weit von den alten oberen Stallungen der
HvSS, liegt ein Felsbrocken, der Rätsel aufgibt; denn deutlich und tief
in ihn eingeritzt, beinahe schon fachmännisch ausgeführt, wie Steinmetze
es tun, ist auf diesem Felsenstück das magische Symbol für Baphomet zu
sehen. Da der Stein irgendwann einmal gerollt worden ist, sieht der
Betrachter das Baphomet-Symbol heutzutage waagerecht, und nicht aufrecht,
wie es sein müßte, doch daran, was dieses Zeichen ist, kann kein Zweifel
bestehen. Dergleichen ergibt sich nicht durch die Natur, da ist
Menschenhand am Werk gewesen.
Das
magische Symbol für Baphomet, wie es auch auf Makaara-Scheiben zu sehen
ist, gibt an sich schon einige Rätsel auf. Grafisch gesehen, erscheint
dieses Zeichen wie eine Symbolisierung einer Templer-Figura. Es kann
durchaus die beiden Köpfe über der Flechtensäule darstellen. Vieles
spricht für diese Deutung. Im Makaara hat dieses Zeichen mehrere
Bedeutungen. Es steht unter anderem für Zweisamkeit, für Vereinigung,
auch für das Schöpfen frischer Kräfte.
Im
Makaara ist dieses Symbol aber schon länger bekannt, als man etwas über
die Figuri bei den Templern und bei deren Assozianten weiß. Allerdings
hat es Darstellungen solcher Art ja schon bei den Sumerern gegeben, wie
eine Findung vor dem Ersten Weltkrieg bewies. Davon dürfte zur
Templerzeit im Mittelalter nichts bekannt gewesen sein. Aber die magischen
Ideenansätze, wie einige gnostische Gruppen sie überlieferten, dürften
zum selben Ergebnis geführt haben.
Über
Sinn und Bedeutung der bewußten Templer-Figuri herrscht im wesentlichen
Klarheit, bezüglich der kleinen Figuren wie auch im Hinblick auf die
Magna Figura, soweit es deren angestrebte Wirkensweise angeht. Alle
abendländischen Figuri der betreffenden Art, welche nach der gnostischen
Zeit und vor der Renaissance entstanden – also sämtliche Templer-Figuri
des Mittelalters – sind aus dem Kreis jener
Templer-Assoziantengemeinschaft hervorgegangen, welche unter der
Bezeichnung „Die Herren vom Schwarzen Stein“ bekannt wurde (DHvSS),
auch wenn nach wie vor ungewiß ist, ob jene Ritterschaft sich schon in
früher Zeit selber so nannte. Sicher ist aber, sie bezog sich auf die
Isais-Mythen. Ohne sie würde diese Gruppe sich sicherlich gar nicht
gebildet haben. Und daß sie sich in dieser Art bildete, ist sicher
besonders durch die Relation zu einem weiblichen Wesen als gedachte
Führerin des Ganzen zu begreifen. Die Denkweise des
Minnesänger-Zeitalters wirkte sich dabei unfraglich aus.
Der
Bau der Figuri war im Grunde eine logische Konsequenz auf der
Weiterführung des Prinzips des Schwingungsschreins (Isais-Schreins). Und
diese magischen Apparaturen, wie die Figuri durchaus zu nennen sind,
können wohl auch als eine Huldigung an die übernatürliche Führerin
gewertet werden. Alle Bestandteile hingen mit Isais zusammen, und auch der
Isais-Schrein fußte auf Zusammenhänge mit den Gaben der Isais.
Amethyst
und Bergkristall sowie Frauenhaare waren auch für jede Figura vonnöten.
Und da eine solche von den Rittern als „Baphomet“ bezeichnet wurde,
auch das bewußte Symbol hier also nichts anderes meinen dürfte, stellt
sich die Frage, ob der Felsbrocken mit dem Baphomet-Zeichen darauf nicht
eine spezielle Bedeutung gehabt haben wird. Es ist wenig wahrscheinlich,
daß dieser Fels ohne Grund mit dem Baphomet-Zeichen versehen wurde.
Sollte es sich dabei um einen Stein handeln, der mit bestimmten Ritualen
in Verbindung steht?
Darauf
wird es so leicht keine Antwort geben. Doch vorstellbar wäre vielleicht,
das die „Eröffnungen“ der Figuri an diesem Felsstück unter freiem
Himmel stattgefunden haben könnten? Sei`s in einer Vollmondnacht, oder in
der Nähe jenes Orts, an dem die Ritterschaft die Gaben er Isais versteckt
hatte? Dann wäre jeder Stein etwas ganz Besonderes. Und falls seine Lage
sich von damals bis jetzt nicht zu sehr verändert hat, läge dieser Platz
quasi im Sichtbereich der Isais-Gaben. Vielleicht war dort in der Nähe
dann ein ganz besonderer Platz für die Ritterschaft des Schwarzen Steins?
Nun,
Felsbrocken solcher Art in unterschiedlichen Größen sind am Untersberg
und in dessen nächster Umgebung nicht selten. Auch in der nahen
Almbachklamm kommen solche vor.
Vielleicht
wurde solch ein Fels einst bei den „Herren vom Schwarzen Stein“ zu
Vorbereitungen, beziehungsweise beim Bau einer Figura benutzt? Auf welche
Weise auch immer? Oder lag dieser Felsen vielleicht einst vor dem Eingang
einer Höhle, um kundige Augen auf einen verborgenen Inhalt hinzuweisen?
Wir wissen es nicht! Felsbrocken solcher Art sind schon auf alten
Darstellungen in der Untersberg- Gegend bezeugt. Das Besondere ist also
nicht der Fels, sondern allein die ganz spezielle Bearbeitung durch das
Einritzen des Baphomet-Symbols.
Es
würde eine wissenschaftlich anspruchsvolle Aufgabe sein, den Ursprungsort
jenes speziellen „Baphomet-Felses“ zu ermitteln. Auch das dürfte aber
nicht allzu viel über die ganz spezielle Geschichte dieses Steins
aussagen. Vielleicht wird der Zufall – oder eine gutwillige Fügung
– eines Tagen mehr darüber verraten.