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Geheimunternehmungen 
der Achsenmächte
(Teil-1)  

       
     
       
     

Geheimunternehmungen der Achsenmaechte1

       
     
       
     

 

 

Der nachstehende Artikel aus der Zeitschrift „Deutsche Geschichte" behandelt eine Thematik, die bei CN im Internet wohl vertraut ist. Dennoch – oder gerade deshalb – ist es interessant dies zu lesen.

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Geheimunternehmungen der Achsenmächte

Aus DEUTSCHE GESCHICHTE, Nr. 3/2010, Erster Teil

In den fernen Regionen des Pazifischen Ozeans, die einst Schauplatz erbitterter Kämpfe zwischen Achse und Alliierten waren, brach sich neulich ein Stückchen dieser Vergangenheit Bahn in die Gegenwart - als seien nicht sechseinhalb Jahrzehnte vergangen, sondern nur wenige Tage. Ganz plötzlich stehen Menschen des Jahres 2010 auf einer Insel im Pazifik einem Teil dessen gegenüber, was Japaner und Deutsche einst ins Werk gesetzt hatten, um ihren von militärischer Übermacht geschlagenen Völkern Mittel letzter Rettung zu schaffen. Das Lebensgefühl der Endphase des Zweiten Weltkriegs wird auf einmal so gegenwärtig, als müssten im nächsten Augenblick deutsche und japanische U-Boot-Männer still aus den zerborstenen Felsen der Küste hervortreten. Und es ist nicht mehr der Wert des versteckten Goldes, der innerlich bewegt; auch nicht die Neugier nach womöglich an anderen Orten verborgenen geheimen Waffen. Es ist etwas Unbeschreibliches, das eine halbe Minute lang über Land und See streicht. Vielleicht: Der Atem des Opfermuts, der keine Enge mehr kennt, auch keine Feindschaft gegen den einzelnen auf der anderen Seite, keinen Hass und keine Furcht. Alles Kleine ist überwunden, allein das große Ganze zählt - der namenlose Sinn über allem Begreifbaren. Es ist nur ein kurzer Moment. Dann erscheint alles wieder so, wie es ist - 65 Jahre nach dem Geschehen. Doch der Augenblick war!

Das im Grunde kleine wenngleich hoch interessante Ereignis, mit dem der soeben geschilderten Augenblick verbunden ist, stellt eine eigene Geschichte dar. Diese hat ihre Vorgeschichte, und über sie will zuerst gesprochen sein. Dabei zeigt sich zum anderen Mal, daß es noch vieles gibt rund um den Zweiten Weltkrieg – mehr vielleicht, als wir alle ahnen -, wovon die Fachgelehrten nichts wissen oder nicht sprechen. So im konkreten: geheimes Vorgehen der Achsenmächte, Unternehmungen, die über den Zeitpunkt des Waffenstillstands hinaus wirken sollten.

„Grau ist alle Theorie, und grün des Lebens goldner Baum", lässt Goethe seinen alten Faust sprechen. Dazu passt, wenn Faust den ersten Vers des Johannes-Evangeliums umschreiben möchte, in: „Im Anfang war die Tat!" Nichts vermag diese zu ersetzen. Wissenschaftler studieren die Werke anderer Wissenschaftler, sie suchen in Archiven, sie reden mit Menschen, die entweder keine Geheimnisträger sind – oder nichts sagen, es sei denn Irrerführendes. So bilden Historiker aus Überlegung Konstrukte, aus denen Hypothesen hervorgehen, und all dies ist günstigstenfalls immer nur der Wissensstand des Augenblicks, jeweils aus einer spezifischen Perspektive. Objektives Wissen – sofern ein solches, philosophisch betrachtet, überhaupt menschenmöglich ist – bringen die sich exakt nennenden Wissenschaften nicht hervor. Das einzige, was zu echten Wissen zu führen vermag, ist: die Tat – das unmittelbare Erlebnis.

Es liegt erst wenige Monate zurück, daß einer Gruppe von Deutschen gelang, was seit Jahrzehnten viele vergeblich versuchen: Ein japanisches Golddepot auf den Philippinen aufzufinden. Wenn dies gelang, so Dank der Hinweise eines Mannes, der 1945 selbst vor Ort gewesen war – und weil mehrere andere Faktoren zusammentrafen, die für den Erfolg maßgeblich waren. Diese Zusammenhänge lassen das vordergründig nur abenteuerlich erscheinende Geschehen in einem weiterreichenden Licht erscheinen. Offenbar hat es tatsächlich ein koordiniertes Zusammenwirken zwischen Japanern und Deutschen gegeben, ein Hand in Hand von deutschen und japanischen U-Booten, Goldreserven und mehr über die Drehscheibe Philippinen von Japan nach Peru zu schaffen. Peru war über den Pazifik zu erreichen, und in Peru leben sowohl deutsche wie japanische Auswanderer. Weder Deutsche noch Japaner fallen dort auf (z.B. Alberto Fujimori, von 1990 bis 2000 peruanischer Präsident, ist japanischer Herkunft). Die Voraussetzungen waren insofern günstig.

In der späten Phase des Zweiten Weltkriegs glaubten offenbar sowohl Deutsche wie Japaner und auch achsentreue Italiener, durch geeignete Maßnahmen die Wiedererhebung ihrer Völker einleiten zu können. Namentlich von deutscher Seite spielte sicher auch die Überlegung mit, eine allerletzte Reserve gegen Vorstellungen wie den Morgenthau-Plan bereitzuhalten zu wollen. Außer Gold, Platin, Juwelen etc, ist es daher wohl auch um spezielle Waffen gegangen, die sogar nach Ende der Kampfhandlungen noch eine Bedrohung für die Gegner darstellen konnten. Wie weit das im einzelnen gedieh, liegt im Unbekannten. Daß dergleichen jedoch ins Werk gesetzt wurde, einschließlich geheimbündischer Strukturen in mehreren Weltgegenden, steht wohl außer Zweifel. Die Wertdepots in Peru sind sicher nur einer von vielen Punkten dieses Konzepts gewesen. Die Japaner rechneten logischer Weise damit, in Asien bald keinen Spielraum mehr zu haben. Ähnliches galt für die Deutschen in Mitteleuropa. So kamen allein Plattformen in Frage, die nicht von den Alliierten besetzt sein würden, wie eben Länder in Lateinamerika.

Soweit es sich nachvollziehen lässt, wurden in Asien die Philippinen zur Drehscheibe. Bis dorthin brachten japanische U-Boote die Fracht, deutsche U-Boote übernahmen sie, um sie nach Peru weiterzutransportieren. Von deutscher Seite soll das Konzept zu alledem von Admiral Wilhelm Canaris ausgegangen sein. Auf japanischer Seite langen die Dinge in den Händen von General Tomoyuki Yamashita. Dieser war mit Canaris aus seiner Zeit in Deutschland persönlich bekannt.

Das alles mag in den Ohren militärhistorisch gut Informierter sonderbar klingen – und doch beweist die mit Händen greifbare Wirklichkeit, daß es sich so verhielt. Vieles bleibt der Geschichtsschreibung verborgen oder wird von dieser übergangen. Dies trifft ganz besonders auf schwierig durchschaubare geheimdienstliche Unternehmungen zu. In diesem Bereich finden sich in aller Regel keine Dokumente, die nicht als irreführendes Spielmaterial ausgestreut sind. Personen, die etwas dazu sagen könnten, tun es nicht, sondern schweigen. Hier gilt das Konfuzius-Wort: „Wer redet, weiß nicht – wer weiß, redet nicht". Wissenschaftler und Fachautoren stehen dort vor undurchdringlichen Mauern. Allein Gerüchte bahnen sich auf diesem Feld mitunter schmale Wege – oder der Zufall bringt da oder dort ein Detail an den Tag. So kann es nicht verwundern, wenn die hier besprochene Thematik bisher nur Romane berühren sowie ein Spielfilm, und letzterer tut es auf die für Hollywood typische Weise („Caboblanco", 1980, mit Charles Bronson). Vieles von alledem steht jedoch auf realem Boden. Darauf wird gleich näher eingegangen werden. Zuvor aber ist es nötig, verschiedene Zusammenhänge zu beleuchten. Anderenfalls würde nicht verständlich werden, wieso nun der Zipfel einer streng geheimgehaltenen Angelegenheit der Achsenmächte gelüftet wurde, und zwar als niemand nach diesen Dingen forschte, sondern etwas anderes das Ziel der Bemühungen war. Wo aber alles miteinander verwoben und verflochten ist, ob sichtbar oder unsichtbar, kann ein kleiner Faden einen großen Knoten auflösen.

In Ländern, die einen Krieg verlieren – wie die Achsenmächte den Zweiten Weltkrieg – wird prinzipiell dafür gesorgt, daß kein geheimes Material in Feindeshand fällt, und dies pflegt äußerst gründlich zu geschehen. So war es beim italienischen Geheimdienst der achsentreuen Repubblica Sociale Italiana, so wurde es beim deutschen Geheimdienst gehalten, und desgleichen beim Geheimdienst des japanischen Kaiserreichs. Nirgends fiel den Gewinnern des Kriegs irgendetwas von Wert in die Hände, alles Bedeutsame war entweder rechtzeitig vernichtet oder an sichere Orte verbracht worden. Offenbar gab es bei maßgeblichen Geheimnisträgern auch keinen Verrat. Die Enttäuschung der Gegner dürfte groß gewesen sein, da sie in den Geheimdienstzentralen nichts Verwertbares fanden, weder in Mailand noch in Berlin oder Tokio, nichts über das, was sie brennend interessierte: die „Externbasen" (external basis) der Deutschen.

Die Alliierten hatten aufgrund ihrer Beobachtungen durch Seeaufklärung aus der Luft mehr als eine vage Ahnung davon, daß seitens der Achse, vor allem durch Deutschland, Vorkehrungen für den Fall einer militärischen Niederlage getroffen wurden, die ihnen unheimlich waren. Nicht allein Wertreserven an Gold, Platin etc. wurden offenbar in Sicherheit gebracht, sondern auch geheime Waffentechnologie. Letzteres fürchteten die Alliierten am meisten – und das ist von deutscher Seite wohl auch beabsichtigt gewesen: eine letzte, rätselhafte Drohung, um das deutsche Volk gegebenenfalls vor dem Schlimmsten zu schützen. So gab es im OSS (Office of Strategic Services, Vorgängerorganisation der CIA) die Vermutung, Deutschland würde Atombomben nach Mexiko schaffen. Ferner würden einige Schnellbomber dorthin gebracht, um die USA attackieren zu können. Solche Vorstellungen verdichteten sich im Mai 1945, als ein Anfang 1944 in deutsche Gefangenschaft geratener US-Agent befreit wurde, der dann hysterisch behauptete: während er verhört wurde, sei der deutsche Geheimdienst-Chef Canaris kurz mit finsterer Mine in den Raum getreten und habe nur gedroht, Deutschland halte schreckliche Letztschlagwaffen (last strike weapons) bereit, vor denen sich die Amerikaner niemals sicher fühlen könnten, ganz gleich, wie dieser Krieg sich weiter entwickeln würde (diese Szene ist aus erster Hand, OSS/CIA bezeugt). Diese Abschreckung – ob Einbildung der Alliierten oder real – erschien durchaus logisch. 
Deutschland hatte nach U.S.-Bewertung auf allen Gebieten der Technik einen Vorsprung von mindestens zehn bis 15 Jahren. Es erschien geradezu unlogisch, daß Deutschland nicht über Atomwaffen verfügen sollte. Da mangelte es auch nicht am Rohstoff. Dönitz hatte nach der Kapitulation ein für Japan bestimmtes U-Boot voller Uran ausgeliefert. Wie viel Uranreserven mussten die Deutschen also besitzen, wenn sie es sich leisten konnte, so viel davon weiterzugeben? Außerdem lag beim OSS eine Meldung vor, der zufolge der erste deutsche Atombombentest schon am 14. Oktober 1944 vor der Insel Rügen erfolgreich gewesen sei. Ob das stimmte oder nicht – es bereitete Sorge. Man spekulierte, Hitler setze diese Waffe aus persönlichen Gründen nicht ein, wie auch nicht das Giftgas Tabun. Ob aber, weil er noch nicht genügend Atombomben hatte, um einen zweiten Schlag führen zu können. Solche Rätseleien sind jetzt an sich unwichtig. Damals aber hatten sie ihre Wirkung: War die deutsche Atombombe im Mai in Uruguay und im Juni in Mexiko? Was nützte dann die Kapitulation der Wehrmacht! Möglich, das war Hysterie, denn noch besaßen die Alliierten keine funktionstüchtige Atombombe. Falls das aber ein deutscher Geheimdienst-Bluff gewesen sein sollte, war es ein guter.

Schon seit Herbst 1944 trafen im OSS zunehmend Meldungen über undurchsichtige Aktivität deutscher U-Boote sowie einzelner Flugzeuge mit großer Reichweite ein. Deutsche Externbasen wurden in verschiedenen Weltgegenden vermutet, besonders in Lateinamerika, von Feuerland über Argentinien, Brasilien und Uruguay bis Mexiko, ohne daß es den Alliierten gelungen wäre, solche zu entdecken. Daß es so etwas aber geben müsse, daran herrschte kein Zweifel. Da der britische Geheimdienst mit dem US-amerikanischen laut ehemaliger OSS-Angehöriger nicht loyal zusammenarbeitete, erhielten die Amerikaner keine ergänzenden Hinweise von den Briten, falls diese solche hätten beisteuern können. Wollten sich die Briten am Ende gar von einem späten deutschen Atomangriff freikaufen, indem sie den Transport der Waffen nach Lateinamerika zuließen? Wahrscheinlich war das meiste davon pure Phantasie. Doch Angst ist nicht rational.

Genaues über die deutschen Externbasen wurde auch nach dem Krieg nie bekannt. Selbst dort, wo sich Hinweise zeigten, blieben diese seitens der Fachleute unerwähnt, was vielleicht auch gewissen Richtlinienvorgaben entsprach. Daß sich „Nazi-Größen" dergestalt abgesetzt hätten, hat wenigstens beim OSS nicht sonderlich interessiert, die Befürchtungen dort waren anderer Art.

Das alles hat anscheinend wenig mit dem Auffinden japanischen Golds auf den Philippinen zu tun, und doch hängt es unmittelbar damit zusammen, denn dieser Erfolg gelang aufgrund der Tätigkeit eines Freundeskreises, der sich „AZP" nennt: Arbeitskreis Z-Plan, und der mit Angelegenheiten wie den eben skizzierten in Berührung kam. Dort gibt es keinen einzigen Historiker, sondern z.B. einen Zahnarzt und einen Architekten, den leitenden Angestellten eines Elektronik-Konzerns etc. sowie deren Ehefrauen. 

Der Ausgangspunkt dieses AZP, auf dessen Handeln das Folgende fußt, ist ein sehr persönlicher gewesen. Die Grundlage seiner Tätigkeit war ein Schlüsselroman mit dem Titel „Z-Plan", im dem Figuren mit realen Vorlagepersonen handeln. Diese waren den AZP-Freunden bekannt. Die Geschichte eines Romans von mehr als 700 Seiten kann an dieser Stelle naturgemäß nicht erzählt werden. Es genügt hier auch, einige Punkte mit historischem Hintergrund kurz zu erwähnen. Das Buch spielt im wesentlichen 1972 und nimmt Bezug auf Ereignisse in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs sowie in der unmittelbar folgenden Zeit. Wichtige Personen haben, wie gesagt, reale Vorlagen. So beispielsweise ein ehemaliger deutscher Agent, dessen Schilderung seiner Mission in New York City und Newport um Weihnachten 1944 weitgehend originalgetreu wiedergegeben wird. Ebenso steht es um die Erinnerungen eines anderen deutschen Agenten, der inzwischen verstarb. Für den AZP war jedoch in erster Linie die weibliche Hauptperson wichtig: Vera. Auch diese ist real, und ihrem Weg ab Herbst 1972 nachzuspüren, war das Hauptanliegen der Mitglieder des AZP. Die Suche nach Vera sollte dann auch zu jenem Kontakt führen, der zu japanischem Gold auf den Philippinen leitete.

Der„Z-Plan" der Abwehr hat nichts mit dem bekannten Z-Plan der Marinerüstung gemein. Die dem Feind bekannte Bezeichnung Z-Plan wurde vom Abwehr-Chef Wilhelm Canaris für etwas ganz anderes verwendet, um den Gegner zu täuschen. Die geschichtsschreibende Wissenschaft weiß auch davon so gut wie nichts, obwohl die Spuren noch zum Anfassen vorhanden sind – in form von leeren Aktenordnern. In der Abteilung V (römisch fünf) der Abwehr, welche die Zusatzbezeichnung „Z" führte, spielte sich das Geheimste vom Geheimen ab. Offiziell weiß bis heute niemand, was das gewesen ist. Canaris soll einmal angedeutet haben: „Die Mittel für den Krieg nach dem Krieg, falls wir ihn verlieren". In der Abteilung V der Abwehr stand das Z für Zukunft – Z-Plan also: Zukunftsplan. Dabei ging es um das Sichern von Reserven sowohl an neuester Waffentechnik wie auch an Gold, Platin, Juwelen etc. an geheimen Orten. Darüber hinaus sollte der Z-Plan durch spezielle Geheimnisträger beiderlei Geschlechts eine „Kette durch Generationen" bilden, für den Fall, daß Deutschland nach einer Niederlage für lange Zeit versklavt sein würde.

Für unser heutiges Thema ist lediglich wichtig, daß die junge Dame namens Vera die Tochter eines auf Canaris eingeschworenen Abwehroffiziers ist, an dessen Patriotismus kein Zweifel bestehen kann. Sie fühlte sich in jeder Hinsicht als Erbin ihres Vaters. Ein enger Freund von diesem war als gebürtiger Österreicher, während des Kriegs bei der Waffen-SS gewesen und zur Zeit der Romanhandlung ein angesehener Geschäftsmann im Rheinland. Dieser nahm Vera, als sie 19 Jahre alt war, zu einem Zusammentreffen deutscher und deutschfreundlicher Kreise in Rio de Janeiro mit, und im folgenden Jahr nochmals. Der „Atlantic Club" in Rio ist zu jener Zeit wohl eine spezielle Plattform und Drehscheibe gewesen. Vera war tief beeindruckt. Sie hielt Verbindung zu mehreren Leuten aus ganz Lateinamerika, die sie dort kennengelernt hatte.

Im Herbst 1972 verschwand Vera in Deutschland spurlos. Ihr Bruder lancierte einen Abschiedsbrief von ihr, der Selbstmord annehmen lassen konnte, obschon nichts davon in dem Brief stand. Der Bruder erweckte gegenüber Veras Umfeld jedoch gezielt diesen Eindruck. Und das war es, was zur Bildung des Arbeitskreises Z-Plan führte. Ehemalige Bekannte Veras wollten wissen, was es mit deren Verschwinden wirklich auf sich hatte – denn die Behauptung ihres Bruders, Vera habe sich das Leben genommen, erwies sich als fasch. Im AZP kam die romantische Idee auf, Vera habe tatsächlich im Sinne ihres Vaters dessen Position in der geheimen „Kette" eingenommen, die zum Z-Plan der Abwehr gehört. Und vieles zeigte sich in der Tat sonderbar, in mancherlei Hinsicht sogar derart merkwürdig, daß es nachdenklich stimmen konnte.

Vera war nach allgemeinem Urteil eine außergewöhnlich schöne junge Frau. Auch das hat sicher zur Faszination der ganzen Angelegenheit beigetragen. Der AZP fand heraus, daß Vera von Düsseldorf aus nach Bremerhaven gefahren war, und von dort mit einem Passagierfrachter nach Montevideo. Ihre Spur ließ sich weiterverfolgen: zunächst nach Acapulco, dann Maracaibo und schließlich Caracas, von wo aus sie mehrfach in Rio de Janeiro gewesen war. Inzwischen hatte sie einen wesentlich älteren Mann geheiratet, einen in Venezuela lebenden Belgier, der während des Kriegs der Einheit von Léon Degrelle angehört hatte. Zuletzt fand sich Veras Fährte dann wieder in Europa, und zwar 1981 in Basel. Von da an verlieren sich allerdings sämtliche Spuren von ihr.

Das alles ist hier nur insofern bedeutsam, wie die Damen und Herrn des AZP mehrere Jahre lang Zeit und Geld aufwendeten, um Vera zu finden – oder wenigstens Spuren von ihr. Ungezählte Briefe, Fotos, E-Mails etc. trafen ein. Das meiste davon hatte in Bezug auf Vera nicht Hand und Fuß, manches aber eben doch. Außerdem kamen viele andere bemerkenswerte Informationen, die ernst genommen zu werden verdienten, zumal es sich mitunter um Hinweise von unterschiedlichen Seiten auf ein und dieselbe Sache handelte. Dazu gehört beispielsweise der Antransport einer großen Ladung Platinstangen, wie auch Hinweise auf eine geheime unterirdische Anlage im Raum Kaiserstuhl, also relativ nahe der Grenze zur Schweiz, was sich mit Veras Auftauchen in Basel zusammenbringen ließ. Und nach wie vor galt deren Weg das Hauptinteresse der AZP-Freunde. Historische Ambitionen hatten sie nie, noch wollten sie Schätze finden. Mitunter aber entwickeln Dinge und Ereignisse Eigendynamik.

Vor nun rund zwei Jahren meldete sich beim AZP ein Deutscher aus Caracas, ein Mann in hohem Alter, der ehemals U-Boot-Fahrer gewesen war. Sein Bericht fand zunächst keinen Glauben, weil bisher keine der Fährten Veras nach Peru gewiesen hatte. Beim AZP ging vieles ein, was zweifelhaft erscheinen musste. Der Bericht des alten U-Boot-Fahrers klang im ersten Moment beinahe allzu phantastisch:

Er sei während des Kriegs als einfacher Matrose auf einem U-Boot gewesen und über viele Lebensstationen in Venezuela gestrandet. Zunächst sei er aber in Peru gewesen. Dort habe er - um 1980 - eine sehr hübsche junge Frau gesehen, die Deutsche war. Sie sei für die Gegend ungewöhnlich vornehm aufgetreten, und auch besonders auffällig durch einen langen brünetten Pferdeschwanz als Frisur. Diese Deutsche konnte der Beschreibung nach recht gut die bewusste Vera gewesen sein. Sie habe ihn in ein Gespräch verwickelt als sie merkte, daß auch er Deutscher war. Und wie er ihr dann erzählte, er sei auf einem U-Boot gefahren, hätte sie ihn gefragt, ob das vielleicht jenes Boot gewesen sei, das vor Peru auf Grund gesetzt worden ist. Davon wusste der Mann allerdings nichts. Doch er habe das Gefühl gehabt, die hübsche Frau glaube ihm nicht. Sie sei mit zwei anderen Männern da gewesen, von denen der eine vermutlich auch Deutscher und der andere Japaner war. Es wäre auch noch eine zweite Frau dabei gewesen, die er für eine Einheimische hielt. Jene Frau, von der er annahm, es handle sich um Vera, sei noch am selben Abend allein wieder abgereist, mit einem Wagen. Er, so der alte Herr, habe gleich angenommen, daß seien welche „von denen" - von der „geheimen Organisation", zu der Deutsche, Japaner und auch Italiener gehören. Von „denen" sähe man dort manchmal Leute. Seit er „von denen" wisse, habe er aufgehört, an das Gold zu denken, auch wenn er deswegen nach Peru gekommen war. Er hätte es leicht finden können. Es sei ihm aber klar geworden, daß es sich dabei nicht um herrenloses Gut handle, und daß „die Leute" sehr unangenehm werden könnten. Er habe daher seine Pläne in Peru aufgegeben. Bald darauf sei ihm eine Arbeitsstelle bei einer deutschen Bootswerft in Caracas angeboten worden, die er annahm. Im Yachthafen von Caracas sei ihm dann die Frau mit dem langen Pferdeschwanz wieder begegnet. Er habe sie auch angesprochen. Die Frau hätte aber so getan, als kennte sie ihn nicht. Er hätte sie aber gewiss nicht verwechselt, und später auch noch mehrmals gesehen.

Nun ist der Yachthafen von Caracas nicht bloß ein Hafen, sondern gleichsam ein Vorort, in dem vornehmlich wohlhabende Leute leben, unter diesen relativ viele Deutsche. Da im AZP bekannt war, Vera hatte dort lange gewohnt, wurde angenommen, der ehemalige U-Boot-Mann habe sie da tatsächlich gesehen und daher so gut beschreiben können. Seine Geschichte über Peru, die Angelegenheit mit „den Leuten" sowie die Frage nach einem auf Grund gesetzten U-Boot aber hielt man im AZP für Seemannsgarn. So wurde die Post dieses alten Herrn ad acta gelegt.

Etwa anderthalb Jahre später meldete sich ein deutscher Bergbauingenieur aus Venezuela, ein Mann von Mitte 40. Er berief sich auf jenen alten Herrn, eben den ehemaligen U-Boot-Fahrer, welchen er gut gekannt habe. Der alte Herr sei inzwischen im Alter von 93 Jahren verstorben. Zuvor habe er ihm aber noch genau von seinen besonderen Erlebnissen im Jahre 1945 erzählt:

Sein U-Boot sei eines der „Monsun-Boote" gewesen, die bei den Japanern im Pazifik stationiert waren. Auf der letzten Fahrt habe es die Philippinen angelaufen, um sich dort mit einem japanischen U-Boot zu treffen. Dessen Ankunft habe sich verzögert. Sein Boot sei von einem amerikanischen bewaffneten Fernaufklärer entdeck und angegriffen worden. Schwer beschädigt, sank das Boot schnell. Allein er habe überlebt, weil er in dem Moment auf dem Turm gewesen war und von den Geschossen der Bordkanonen des nach dem Bombenwurf nochmals angeflogenen Flugzeugs nicht getroffen wurde. Es gelang ihm, sich an Land zu retten. Er versteckte sich in der Hoffnung, das japanische U-Boot würde noch kommen. Zwei Tage lang wartete er, ohne etwas zu Essen zu haben. Als er schon anderweitig sein Glück versuchen wollte, nahte tatsächlich das verbündete U-Boot, eines des sehr großen, unverwechselbaren Typs, den die Japaner besaßen. Die Deutschen sprachen von: U-Kreuzern. Diese Boote führten sogar Flugzeuge mit. Auch dieser U-Kreuzer war entdeckt und angegriffen worden, aber nur leicht beschädigt. Das erklärte jedoch die Verspätung. Der japanische U-Kreuzer, erzählte der Mann, sei mit nicht weniger als elf Flak verschiedener Größe bestückt gewesen, die auch sofort besetzt wurden. An Bord des japanischen U-Boots befand sich ein Deutscher Verbindungsmann, der zusammen mit einer Gruppe Japaner an Land kam. So konnte der Schiffbrüchige sich leicht verständlich machen. Man hätte ihn dann eine Weile allein am Strand stehen lassen. Die an Land gekommenen Japaner und der Deutsche wären zu einer nicht weit entfernten, überwachsenen Felswand gegangen. Dort legten sie den Eingang einer getarnten Naturhöhle frei. Mittlerweile kam schon die Dämmerung. Das U-Boot setzte ein zweites Beiboot zu Wasser. So transportierten die Japaner ihre wertvolle Ladung an Land: Lauter rohe Kisten voll Gold, ein Teil in Barren, ein anderer in Form von Granulat. Viele Goldbarren seien auch einfach auf dicke Bretter gestapelt worden. Es hätte lange gedauert, weil die zwei Beiboote oft hin und her fahren mussten. Mit dem zweiten zurücklaufenden Beiboot sei er an Bord des U-Kreuzers gebracht und dort gleich einer der Geschützbedienungen zugeteilt worden. So hätte er es wenigstens verstanden. Zum Glück habe sich aber kein feindliches Flugzeug blicken lassen. Es hätte lange gedauert, bis alles in dem vorbereiteten provisorischen Versteck verstaut worden war. Da müssten wohl andere Behälter bereitgestanden haben, denn die meisten Holzkisten und Bretter wurden wieder mitgebracht. Dann seien alle an Bord des japanischen U-Boots gegangen. Allein der Deutsche blieb an Land. Was aus ihm geworden sei, wisse er nicht, hatte der alte Herr gesagt. Er habe nur begriffen: Ein anderes der noch für die Unternehmung vorgesehnen deutschen U-Boote sollte das Gold an dieser Stelle abholen und nach Peru bringen.

Er selbst wurde später an ein deutsches Boot übergeben, das aus der Gegend von Indonesien kann, aber nicht die Philippinen angesteuert habe. Da hätte man ihm auch nichts weiter gesagt, außer: er solle den Schnabel halten. Es sei nichts Wichtiges vorgefallen. Unter üblichen Umständen würde er, als einfaches Besatzungsmitglied, nicht viel von geheimen Vorgängen mitbekommen haben. So aber gelangte er an genaue Kenntnisse um die Dinge. Das japanische U-Boot sei nämlich auf dem Rückmarsch nochmals entdeckt, angegriffen und schwer beschädigt worden. Da der Deutsche, den die Japaner an Bord gehabt hatten, auf der Philippinen-Insel geblieben war, mit dem Nötigsten sowie einem Funkgerät ausgerüstet, übergab der japanische Kommandant dem nun einzigen Deutschen an Bord zur Sicherheit die Koordinaten des Fundorts. Der U-Kreuzer sei dann später auch wirklich versenkt worden. Nach dem Wrack hätten die Amerikaner nachher gesucht und es auch gefunden, davon habe er gehört. Es war natürlich leer!

Die Darstellung beinhaltete viele Einzelheiten. Der inzwischen verstorbene U-Boot-Fahrer wollte wissen, daß jenes vermutlich letzte große Versteck auf den Philippinen nicht mehr hatte ausgeräumt werden können. Der Inhalt - vor allem Gold, durch mit Sand überstreute Giftgasampullen provisorisch geschützt – dürfte dort noch an Ort und Stelle zu finden sein.

Der deutsche Bergbauingenieur, der sich zunächst nur unter dem Namen Heronimus via E-Mail gemeldet hatte, konnte die AZP-Leute davon überzeugen, daß es einiges an Geld und eine Reise auf die Philippinen wert sei, den Angaben des alten Seemanns nachzugehen. So geschah es – und es ergab sich ein Abenteuer, währenddessen sich detailgetreu bestätigte, was der alte U-Boot-Mann dem Bergbauingenieur erzählt hatte. Darüber - sowie von manchen Hintergründen und Querverbindungen solcher Unternehmungen, die nun sorgfältig beleuchtet sein wollen - soll in der nächsten Ausgabe berichtet werden.

Soweit aus der Zeitschrift: DEUTSCHE GESCHICHTE.

 

       
               
               
     

       
               
               
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