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Momente der Besinnung

       
     
       
     

Momente der Besinnung

       
     
       
      Momente der Besinnung

Momente der Besinnung brauchen wir alle, und jeder reife Mensch weiß es. Solche Momente finden nur innerlich statt, oft an keinem speziellen Ort, sondern wo und wie es der Augenblick gibt – und doch finden sie statt: der Geist schweift ein wenig umher, zwischen den bunten Glühwürmchen kleiner Tagträumereien, doch er tut es nicht ziellos. Er tut es weder streng kontrolliert noch vollkommen frei, der Wille des Menschen läßt ihm Spielraum, aber doch nicht so viel, daß er dem Sinnwunsch enteilen könnte. Denn die kleinen Phasen dieser Art von Besinnung sind ja eine Besinnung auf das, was an unerfüllter Sehnsucht noch in uns lebt – entweder verbunden mit einem bestimmten Lebensplan, in die Zukunft gerichtet, oder aber im Abendrot der Vergangenheit – dann manchmal tief verborgen, mitunter sogar verborgen vor uns selbst, bis es sich sein Recht verschafft. Vielleicht ist das Aufkommen solcher Momente verbunden mit einem speziellen Ort, beziehungsweise mit der Erinnerung an einen solchen? Oder mit einer bestimmten Melodie? Meist gibt es da etwas, das den Auslöser bildet und dazu geeignet ist, für eine kleine Weile festzuhalten, was nicht immer da sein kann – jetzt nicht – vielleicht aber bloß: noch nicht.

So hat jeder Mensch seine eigene innere Welt, in der er von Mal zu Mal lebt. Sie gehört allein ihm. Da hat kein Außenstehender zutritt. Für die Glücklichen ist diese innere Welt wie das Vorausempfinden einer erhofften Zukunft. Für die anderen schwebt sie zwischen Irrlichtern, von denen man weiß, sie sind da, und doch nicht mit Händen zu greifen. Aber erfühlen kann man sie doch – in jenen Momenten, vielleicht einer Stunde. Und alles, was sich derart deutlich erfühlen läßt, ist auch möglich. Auf der Metaebene nahm es schon Gestalt an. In der Stofflichkeit der Erdenwelt tut es das möglicherweise nicht – aber es könnte immerhin sein.

Für jene Menschen, die schon einiges erlebt haben, die zumindest über die Mitte Zwanzig hinaus sind, vielleicht auch schon weit darüber, ist jedes wichtige Geschehnis – aber auch jede einmal stark gewesene Sehnsucht – mit irgend etwas verbunden, was das Gefühl dazu wieder gegenwärtig zu machen vermag. Es ist den Stimmungen verwandt, über die wir vorigesmal in der Reihe: „Gedanken in Versen" sprachen, und ist doch nicht ein und dasselbe. Denn die Stimmungen kommen ungerufen von ungefähr. Die Momente der Besinnung dagegen sind herbeigewünscht. Wer all dies soweit erkannt hat, wird bestimmten Motiven – ob in die Zukunft gerichtet oder in der Vergangenheit liegend – ein Erkennungszeichen zuordnen, damit er oder sie das Bestimmte jederzeit herbeirufen kann, ein Signal, das es leicht macht, diese oder jene innere Welt plastisch erstehen zu lassen, um gedanklich in ihr zu spazieren.

Der Weg nach innen führt ja stets durch das Außen – auch sinnbildlich – und dann von innen nach außen zurück. Und alles will kultiviert sein. Die groben Alltagseindrücke, von denen wir alle umgeben sind, haben für Feinfühliges keine Ader, sie sind einfach: Radau. Wer beispielsweise nur an U-Musik gewöhnt ist, etwa an Rocklärm, der keine Dynamik kennt, sondern immerzu dieselbe Lautstärke hat, ist bei Bach, Mozart, Beethoven oder Wagner zunächst irritiert, weil es da Piano und Forte etc. gibt. Der dessen Ungewohnte meint, bei Piano lauter drehen zu sollen, und außerdem vermißt er den „Drive", den monotonen Keulenschlagrhythmus. Solch ein Mensch muß erst so manche Hürde überwinden, um vom rohen Äußeren ins feine Innere zu gelangen. Doch jeder vermag es, denn jeder Mensch verfügt über einen erkenntnisfähigen Geist.

Die Momente der Besinnung sind Momente des Geistes. Sie haben nichts gemein mit Fluchtpunkten vor der Wirklichkeit, zu welchen manche ihren Verstand betäuben, durch Bier und Wein, in schlimmeren Fall durch Schnaps oder Rauschgift. Solche Fluchtpunkte sind leere Höhlen, in denen sich der Verstand verkriecht, mittels Ausschalten des klaren Bewußtseins. Davon sprechen wir nicht, wir sprechen vom Gegenteil: von erhöhter Bewußtheit.

Diese erhöhte Bewußtheit unserer selbst, offenbart sich sehr gut in jenen Momenten der Besinnung, von denen hier die Rede ist. Da rückt das „Erkenne dich selbst", das schon die großen griechischen Philosophen anstrebten, ganz nahe. Und in diesem sich selbst Erkennen wird gleichsam eine der bedeutendsten Kräfte tätig, welche der Mensch in sich wecken kann: Der starke, aus Erkenntnis aufgestiegene Wunsch. Er kommt aus dem Geiste, von innen, er weist das Ziel. Zurückgekehrt ins Außen, übernimmt der Verstand das Ruder. Er formt den starken Wunsch zum Willen. Und so wird die Tat.

Es sind die Momente der Besinnung, ja, der Tagträumerei, die am Anfang der vom Willen gesteuerten Tat stehen! Darum sind sie so wertvoll, so wichtig. Sie benötigen ja gar nicht viel Zeit. Meist sind es nur ein paar Minuten. Aber diese können sehr wichtig sein, sie können weiter führen – vielleicht sogar von einem falschen Weg auf den richtigen. Denn niemand weiß so gut, wessen wir bedürfen, wie unser eigener Geist. Darum sollten wir ihn zu uns sprechen lassen, in Momenten der Besinnung.

       
               
               
     

       
               
               
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