Sportwagen sind seit Erfindung des Automobils ein Sinnbild für Individualität und Luxus. Logisch also, daß der bitter-graue Sozialismus für so etwas kein Herz hatte und so etwas als geradezu „unsozialistisch" ablehnte. Die Deutschen hatten aber zu allen Zeiten und unter allen Lebensbedingungen ein Herz für schöne und gute Autos – und auch die Fähigkeit, solche zu schaffen. Auch die Deutschen in der vormaligen DDR haben es bewiesen, daß sie hervorragende Autos bauen konnten, auch wenn davon heutzutage kaum noch jemand weiß. Bei CN sprachen wir bereits über die unterdrückten Leistungen der mitteldeutschen Automobilbauer in den frühen DDR-Jahren: vom Horch Sachsenring P 240 und dem EMW 342, und wie der Sowjet-Einfluß die DDR aus Prestigeneid daran hinderte, eine bedeutende eigene Automobilindustrie zu schaffen.

In sehr kleinem Umfang wurde später in der DDR nochmals ein Anlauf genommen, attraktive Autos zu bauen, auch wenn es den Mitteldeutschen untersagt blieb, eine prestigeträchtige und exportstarke Automobilindustrie aufzubauen, vor der die UdSSR und die anderen Ostblockstaaten sich fürchteten. Doch zum allgemein bekannten „Wartburg" kam – in winziger Stückzahl – ein Wartburg-Sportwagen, der an Formschönheit keinen Vergleich etwa mit dem Mercedes 190 SL zu scheuen brauchte.

Ab 1959 durfte dann der bekannte Rennfahrer Heinz Melkus während einiger Jahre eine kleine Sportwagenmanufaktur eröffnen. Auf der Basis des Wartburg 353 baute Melkus einen Sportwagen – mit Flügeltüren wie beim berühmten West-Bruder Mercedes 300 SL. Dieser „Melkus RS" würde die Blicke auf sich gezogen haben – im „Westen" nicht weniger wie im „Osten".