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Rückblick |
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Die Zitadelle Petersberg |
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Die Zitadelle Petersberg
Noch heute gibt es Rätsel um einen verlorenen Festungsstollen Im Schatten des gewaltigen Domensembles und anderer Sehenswürdigkeiten Erfurts führt die Zitadelle Petersberg ein eher recht unscheinbares Dasein. Hoch über der Stadt gelegen erstrecken sich ihre zahlreichen historischen Gebäude und die umgebenden mächtigen Befestigungen weit über das Areal des Petersberges. Ihre Rolle im Zweiten Weltkrieg betreffend gibt die jüngere Geschichte hier allerdings nur sehr wenig Informationen preis. Problemlos zu erfahren ist, daß in der Zitadelle sich eine Kommandostelle befand. Auch einige Namen und nichtssagende Ereignisse zu Kriegsende werden noch genannt. Doch dann verlischt der Informationsfluß. Interessant ist da schon eher, daß im Petersberg/Zitadelle Petersberg der sog. "Festungsstollen Tanne" liegt. Ein Objekt, das diesen militärischen Tarnnamen erhielt. Jüngste Informationen besagen, daß im Berg auch ein mächtiger Tunnel läge, den selbst LKW hätten befahren können. Dieser wäre allerdings bekannt und zu DDR-Zeiten noch von bewaffneten Kräften genutzt worden. Dieser Tunnel sei nicht mit dem genannten Objekt "Festungsstollen Tanne" identisch. Der "Tanne"-Stollen soll kurz vor Kriegsende mit zahlreichen LKW-Ladungen Sand unzugänglich gemacht worden sein, wissen Insider zu berichten. Nun (3/1999) wäre man dabei, die georteten Zugänge näher in Augenschein zu nehmen. Tanne soll unterirdisch etwa im Bereich des betonierten Parkplatzes hinter der Gauck-Behörde liegen. Tatsächlich gibt es auch dort einen Zugang in unterirdische Gefilde der Zitadelle. Es stellte sich heraus, daß ein sofortiges Eindringen nicht möglich ist. Überall stieß man auf umfangreiche Verschüttungen. Während die seit Jahren stattfindenden Freilegungsarbeiten in den Minengängen der Zitadelle allgemein bekannt und diese Gänge auch für Besucher teilweise begehbar sind, gibt es zum Festungsstollen keine öffentlichen Informationen. Von ihm weiß überhaupt kaum jemand. Warum die Nazis sich damals noch die Mühe machten, ihn zu verschütten - darüber kann nur spekuliert werden. Fakt ist, daß sich in und unter der Zitadelle, die einst schon Napoleon besetzte, bis zum Kriegsende einige militärische Aktivitäten zutrugen. Noch immer findet man bei Freilegungsarbeiten der unterirdischen Räume verrostete Stahlhelme, Gasmaskenbüchsen mit Inhalt und andere Relikte aus den Kriegstagen. Und noch sind lange nicht alle unterirdischen Anlagen der Zitadelle wieder entdeckt. Der Zutritt zu ihm gestaltet sich nicht alleine wegen der merkwürdigen Verschüttungen recht kompliziert. Niemand weiß schließlich, warum er in den letzten Kriegsmonaten mit relativ viel Aufwand unzugänglich gemacht wurde. Dafür muß es schließlich einen Grund gegeben haben. Wegen ein paar Kisten Munition oder Gasmasken hätte man sich wohl kaum die Mühe gemacht. Insofern ist also Vorsicht geboten. Derzeit wird gerätselt, wie man wohl am sichersten den Zugang dorthin bewältigt. Befürchtet werden wohl eventuelle Sprengsicherungen und auch der 'unbekannte Inhalt der Anlage' ,die ja immerhin einen militärischen Codenamen erhielt. Seit Jahren nunmehr sind hunderte "ABM-Kräfte" (das sind übrigens auch Menschen, was im übelsten Amtsdeutsch schon lange vergessen wird) auf und um der Zitadelle Petersberg im Einsatz. Sie sanieren historische Gebäude und Anlagen, errichten ganze Festungsmauern neu, legen verfüllte Minengänge für Besucherverkehr frei und tun vieles anderes mehr. Sie wissen jedoch nichts von den Hinterlassenschaften unter ihren Füßen. Bemerkenswerterweise wird das Treiben um den verlorenen Festungsstollen auch nicht "an die große Glocke" gehängt. In der Stadt Erfurt ist die Thematik, natürlich bis auf einen engen Kreis Eingeweihter, völlig unbekannt. Nur bei mehr oder weniger privaten Führungen durch die Zitadelle erfährt der interessierte Besucher einmal ansatzweise etwas von ihren Geheimnissen. "Es gibt in den Festungsmauern noch einige Bereiche, in die wir noch nicht vorgedrungen sind", wird da bemerkt. "Das betrifft besonders vermutete Stollen ungefähr in den nordöstlichen Abschnitten der Zitadelle, wo Ravelin Lothar und die Bastion Johann liegen. Hier könnte es durchaus noch Überraschungen geben." Auf dem Petersberg gibt es im aufwendig sanierten Torhaus auch ein kleines Museum mit interessanter Ausstellung, das seine Besucher mit der wechselvollen Historie der nach baulicher Vollendung ürigens weltgrößten Zitadelle (die derzeit größte Zitadelle liegt in Frankreich) bekannt macht. Dort gibt es auch Informationen, wann Führungen durch die Minengänge stattfinden. Bei besonderen Anlässen gibt es diese auch im Fackelschein. Aufschlußreich ist auch ein Besuch der alten Festungsbäckerei. In deren zwei Öfen wird noch heute das so begehrte wie schmackhafte "Festungsbrot" gebacken. Die Festungsbäckerei war, wie auch ein Großteil der Minengänge, ebenfalls verschüttet und wurde durch Einsatz von Metallsuchgeräten geortet. Diese sollen übrigens auf die stabilen eisernen Ofentüren reagiert haben. In mühevoller Arbeit legte man in den vergangenen Jahren die großen Räumlichkeiten frei, zu denen auch eine tiefe Zisterne gehört. Heute dienen die mächtigen Gewölbe der historischen Festungsbäckerei mit dem unverwechselbaren Ambiente u.a. für verschiedenste Veranstaltungen. von Freunden gesendet |
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