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Dünkirchen

Warum Hitler seinen Sieg verschenkte

       
     
       
     

Duenkirchen - Warum Hitler seinen Sieg verschenkte

       
     
       
     

Dünkirchen – Warum Hitler seinen Sieg verschenkte

DIE WELT, 17. Mai 2013

Die überraschende Weisung erging am 24. Mai 1940 um genau 12.45 Uhr. Mitten im unaufhaltsamen Vormarsch der deutschen Truppen in Nordostfrankreich ordnete die Heeresgruppe an: "Auf Befehl des Führers (...) ist nordwestlich Arras die allgemeine Linie Lens – Bethune – Aire – St. Omer –Gravelines (Kanallinie) nicht zu überschreiten."

Als "Halt-Befehl" ist diese Order berühmt und berüchtigt geworden. Denn sie ermöglichte das "Wunder von Dünkirchen": Die eingeschlossenen alliierten Soldaten nutzten die Angriffspause, um Stellungen zu errichten, die einige Tage lang gehalten werden konnten. Obwohl der taktisch widersinnige "Halt-Befehl" schon knapp 49 Stunden später wieder aufgehoben wurde, verschaffte der Stopp der Wehrmachts-Panzer der britischen Regierung die notwendige Zeit, um eine gewaltige Evakuierung zu organisieren. Mehr als 370.000 britische und französische Soldaten konnten über den Kanal entkommen.

Seit 73 Jahren ist umstritten, wie es zu diesem Befehl kam. Es gibt zahlreiche Thesen. Niemand kennt sich damit besser aus als der Militärhistoriker Oberst a. D. Karl-Heinz Frieser. Der "Welt" stand der Autor des Standardwerkes "Blitzkrieg-Legende" Rede und Antwort.

Der "Halt-Befehl" an die deutschen Panzer 1940 zählt zu den umstrittensten Fragen des Weltkriegs. Der Historiker Karl-Heinz Frieser hat die Akten gelesen: Hitler wollte seine Generäle treffen. Von Sven Felix Kellerhoff

Die Welt: Der "Halt-Befehl" erging ganz offiziell im Namen Hitlers. Hat er tatsächlich persönlich den Vormarsch der Panzer gestoppt?

Karl-Heinz Frieser: Generaloberst von Rundstedt, der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe A, befahl für den 24. Mai das Anhalten der Panzer. Ihm erschien das Angriffstempo zu schnell. Doch das Oberkommando des Heeres wollte sofort auf Dünkirchen vorstoßen und entzog ihm das Kommando über die Panzerdivisionen – gegen den Willen und ohne Wissen Hitlers. Daraufhin entzog dieser dem Oberkommando des Heeres die Verfügungsgewalt über die Panzerdivisionen und bekräftigte seinerseits den "Halt-Befehl".

Die Welt: Es gibt verschiedene Erklärungen, warum es zu diesem Befehl kam. Die erste lautet, das Gelände bei Dünkirchen sei zu sumpfig für Panzer gewesen.

Frieser: Dies ist mit Sicherheit falsch, denn der Regen, der das Gelände sumpfig machte, fiel erst nach dem "Halt-Befehl".

Die Welt: Sollten die deutschen Panzer für weitere Operationen geschont werden?

Frieser: Die sogenannte "Panzerkrise" ist eine Legende. Zwar hatte die Zahl der einsatzbereiten Kampfwagen drastisch abgenommen, doch nachdem Ersatzteile im Lufttransport herangeschafft worden waren, konnten die meisten Panzer innerhalb von Stunden instand gesetzt werden. Im Übrigen hätte am 24. Mai ein einziges Panzerregiment genügt, um auf das nur 15 Kilometer entfernte und fast unverteidigte Dünkirchen vorzustoßen.

Die Welt: Hatten die deutschen Generäle Angst vor einem Flankenangriff, etwa durch den dynamischen General Charles de Gaulle?

Frieser: Soeben war bei Arras der einzige ernst zu nehmende Flankenangriff der Alliierten gescheitert. Wie die Feindaufklärung meldete, gab es nirgendwo ein Anzeichen für einen neuen gefährlichen Angriffsversuch. Die Alliierten waren nämlich nicht in der Lage, ihre weit verstreuten Panzer zu einem operativen Gegenangriff zusammenzufassen.

Die Welt: Oder ging es darum, die Engländer zu schonen – um Grundlagen für einen deutsch-britischen Friedensschluss zu schaffen?

Frieser: Hitler behauptete später, er habe die Engländer absichtlich entkommen lassen. Er "hätte es nicht über sich gebracht, eine Armee von so guter blutsverwandter englischer Rasse zu vernichten". Während der Evakuierung jedoch wollte er mit einer heimtückischen Munition unter den Engländern ein Blutbad anrichten. Im Übrigen konnte kein deutscher Politiker so dumm sein, die britische Armee, die ein unschätzbares Faustpfand für Friedensverhandlungen darstellte, absichtlich entkommen zu lassen.

Die Welt: Sie haben praktisch alle gängigen Deutungen für den "Halt-Befehl" widerlegt. Überzeugt Sie denn die Annahme, Hitler habe seinen Generälen einfach nur zeigen wollen, wer letztlich die Entscheidungsbefugnis hatte?

Frieser: Bei dieser Kontroverse kam es zur Rebellion der Generäle im Oberkommando des Heeres gegen Hitler. Es ging darum, wer bei operativen Entscheidungen das Sagen haben sollte: der Generalstab oder der Zivilist Hitler. Dieser gewann den Machtkampf gegen die Generäle von Brauchitsch und Halder. Hitlers Heeresadjutant, Major Engel, berichtete später, dass es beim "Halt-Befehl" nicht um "sachliche Argumente" gegangen sei. Hitler wollte vielmehr seinen Generälen demonstrieren, "dass er führe und niemand anders".

Die Welt: Welche Bedeutung hatte dieser Befehl denn nun? Entschied er wirklich den Zweiten Weltkrieg?

Frieser: Ohne Hitlers Intervention wäre es zur größten Katastrophe der Geschichte Großbritanniens gekommen. Es hätte fast die gesamte Berufsarmee verloren. Dies hätte wohl auch das Ende der Regierung Churchill bedeutet. Eine neue Regierung aber hätte ein generöses Friedensangebot des anglophilen Hitler kaum zurückweisen können. Wie die Weltgeschichte dann verlaufen wäre, wenn das Deutsche Reich sämtliche Kräfte gegen die Sowjetunion hätte konzentrieren können, ist eine fatale Frage. Doch Hitler degradierte den schon sicheren strategischen Erfolg zu einem rein operativen. 
Das "Wunder von Sedan" (der überraschende Durchbruch durch die alliierte Front im Mai 1940; d. Red.) wurde durch das "Wunder von Dünkirchen" konterkariert.

       
               
               
     

       
               
               
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