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Ennoia - Lied

       
     
       
     

Ennoia-Lied

       
     
       
      Einleitende Worte

Das Ennoia-Lied hat schon eine unbekannte Anzahl von Abschriften und Übersetzungen hinter sich. Die hier vorliegende stammt aus dem Italienischen, bezieht sich aber auf eine ältere griechische. Der Inhalt kann sicherlich mehr als dichterische Mythe denn als Glaubens-, resp. Wissenslehre verstanden werden.

 

Ennoia-Lied

Unbekannt, aus keinem Land,

erscheint sie an deines Lebens Strand.

Lieblich anzusehen, über alles schön,

siehst du sie im Schein des Mondes gehen.

War niemals Kind, wird niemals alt,

ewig jung ist dieses Weibs Gestalt;

niemals welkt ihr Angesicht,

und ihr Haar erbleichet nicht.

Ennoia ist dies Weib genannt,

das betört, wo es erscheint,

daß jeden nach belieben bannt.

In ungedachten, fernen Zeiten,

die ohne Maß sind, ohn’ Vergehen,

in des Dämoniums schillernd’ Weiten,

begann das folgende Geschehen:

Ennoia, sah sich an im Silberspiegel,

öffnete aller Eitelkeiten Siegel:

Welch zweite Gestalt wäre so wohl geformt?

Welch zweites Antlitz strahlt’ so wunderschön?

Wo hätte je das Haar man derart reich gesehen?

Sie schmückte sich dazu noch mit Juwelen,

die an Menge kaum zu zählen;

sie legte an die prächtigsten Gewänder,

ins lange Haar schlang sie sich goldne Bänder.

Und jeder, der Ennoia hatt’ gesehen,

sprach: Nie war ein Weib so wunderschön!

Allein Isais ist wohl gleich,

schmückt diese sich auch nicht so reich.

Die einen meinten, Isais sei am schönsten.

Doch die hielt sich meistens im Menschenkosmos auf.

Den andren gefiel Ennoia mehr.

Der kam nun in den stolzen Sinn,

sich über alle zu erheben,

welche im weiten Jenseits leben.

So zog sie aus Dämonium fort,

weilte an diesem, bald an jenem Ort,

und überall bewirkt’ ihr Strahlen,

daß viele ihr Bewund’rung zollten,

Frauen ganz wie sie sein wollten,

und viele Männer sie begehrten.

Allüberall in Jenseitswelten,

im ganzen, weiten Grünen Land,

tat bald ein einzig’ Maß nur gelten,

für das das Bild Ennoias stand.

Der Archon, der all dies sah,

erkannte die nahende Gefahr,

daß alles nur nach Äuß’rem strebte

und ganz dem hohlen Scheine lebte.

So rief Ennoia er zu sich,

und sprach: „Ennoia, höre mich!

Es geht nicht an, daß jeden du verleitest,

bloß nach Pomp und Prunk zu streben,

wie du ihn reich um dich verbreitest,

anstatt in höh’rem Sinn zu leben.

Zeige fortan dich schlicht und edel.

So wirst du sehen und verstehen:

Erst das macht dich wahrhaftig schön.

An Isais, Deinesgleichen, nimm dir Beispiel.

Sie prunkt wenig, und bewirket viel.

Ihre Schönheit wird verehrt,

denn sie ist edel, nicht künstlich gemehrt."

Ennoia aber hielt da dem Archon entgegen:

„Ich will so bleiben wie ich bin!

Das scheint mir genug an Sinn.

Drum werde ich dir widerstreben,

weiß deiner Macht schon zu entgehen,

die, wie du es selbst dir hast bestimmt,

läßt unberührt der Menschen Kosmos,

auf den dein Strahl nicht Einfluß nimmt.

Dorthin werde ich nun ziehen,

kann deinem Willen leicht entfliehen!"

Eh’ es des Archons Strahl vermochte,

die Ennoia einzufangen,

war sie seinem Zorn entgangen

und in die Erdensphär’n enteilt,

wo sie seither ständig weilt.

Und alle Jahre, wie sie mag,

verläßt sie die erdennahen Sphären,

um Erdenstoff an sich zu binden

und dann auf diese Welt zu finden

den Anschein einer Menschenfrau.

Leicht entbrennt der Mann in Liebe,

erweckt Ennoia seine Triebe.

Sie selber aber kennt kein Fühlen,

kann nicht sein Verlangen stillen.

Wie eine Frau sieht sie nur aus,

ist aber nimmermehr zu Haus

unter den Menschen dieser Welt.

Deren Fühlen ihr nichts zählt.

 

 

Jeweils zwölf Jahre kann sie bleiben,

dann muß sie in eine Jenseitssphäre,

um sich zu regenerieren,

sonst würd’ den Körper sie verlieren.

Den Weg von hüben dann nach drüben,

und ebenso von dort zurück,

nimmt Ennoia durch den Silbermond,

in welchem oft Isais wohnt.

So kam es wohl, daß diese beiden,

sich im Mondschein wiedertrafen,

und, ohne einander zu beneiden,

Freundschaft sich versprachen.

Doch beide bleiben sehr verschieden.

Der Prunk, welchen Isais stets gemieden,

ist Ennoia immer noch in vollem Maß zueigen.

Auch wenn sich die Gesichter beider ähnlich sehen,

ist sehr verschieden, wozu sie neigen:

Isais fühlt und handelt für den Sinn –

Ennoia gibt sich ihren eignen Wünschen hin.

Ungeboren und unsterblich von Natur,

Ennoia zeichnet durch die Erdenzeiten ihre Spur.

Du weißt nicht, wann steht sie dir gegenüber –

ob faßbar oder bloß im Traum –

achte darauf, alle Tag und Nächte wieder,

denn falls du sie erblickst: Du widerstehst Ennoia kaum.

Und kannst du’s nicht, so trinkt sie deine Kräfte,

zehret auf aus dir die Lebenssäfte.

Ennoia ist Isais nicht!

Isais führet dich zum Licht –

Ennoia aber ziehet dich hinüber

in den grüne Dämmerschein,

und aus dem kehrst du nicht wieder!

 

(Neuübrtragung 2010)

       
               
               
     

       
               
               
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