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Rückblick |
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Erinnerung
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Erinnerung an den „Vater
des Computers"
Die rasante Entwicklung der Technik in den vergangenen Jahrzehnten wäre ohne Rechner – „Computer" – nicht möglich gewesen. Nichts bestimmt unsere Gegenwart mehr als diese Geräte. Das gilt im Großen wie im Kleinen. Von Forschungseinrichtungen und Industrieunternehmen über Büros bis in beinahe jeden privaten Haushalt: Computer sind allgegenwärtig. Bill Gates nennt die bedeutendste Erfindung der Menschheit den Buchdruck durch den Deutschen Johannes Gutenberg – und gleich an nächster Stelle die Erfindung des Computers durch einen anderen Deutschen: Konrad Zuse. 1941, in jenem Jahr, in dem der europäische Konflikt, der 1939 mit dem Polenfeldzug begonnen hatte, sich zum Zweiten Weltkrieg ausweitete, inmitten dieser der großen Völkertragödie, schuf der Berliner Dr. Konrad Zuse die erste funktionstüchtige Rechneranlage, den Anfang und die Grundlage für alles, was inzwischen „Computer" genannt wird. Am 22. Juni 2010 wäre Konrad Zuse hundert Jahre alt geworden. Wahrlich ein Anlaß, seiner zu gedenken, ihn und seine weltbewegende Erfindung zu ehren. Doch man hört wenig davon. Denn Konrad Zuse war Deutscher, und er emigrierte nicht. Er tat das, was die meisten taten: er bemühte sich, seinen Beitrag für einen womöglich doch günstigen Ausgang des verhängnisvollen Kriegs zu leisten. Diese ganz natürliche Haltung gilt heutzutage als verwerflich. Als ob es möglich gewesen wäre, mit den damaligen Kriegsgegnern zu einem annehmbaren Frieden zu kommen. Das aber war eindeutig nicht der Fall. Das deutsche Volk sollte sich den Verursachern des Versailler Diktats, das den Zweiten Weltkrieg hervorgerufen hatte, durch „bedingungslose Kapitulation" ausliefern. Die Deutschen wollten das verständlicherweise nicht. Eher führten sie einen Kampf bis zum äußersten. Konrad Zuse empfand nicht anders. Deshalb also keine nennenswerte Ehrung seines Werks von offiziellen Seiten. Immerhin, in hohem Alter war Konrad Zuse mit dem Bundsverdienstkreuz ausgezeichnet worden, und 2010 brachte die Post zum 100. Geburtstag von Konrad Zuse eine Briefmarke heraus. Falls nicht aus nationaler Empfindung, so wenigstens wegen des hohen Ansehens, das der Erfinder des „Computers" besonders im Ausland genießt. Im Deutschen Museum gibt es zurzeit eine kleine Sonderausstellung. Zeitungen wie die FAZ und die WELT brachten Artikel über Konrad Zuse. Also zumindest etwas, gänzlich zu ignorieren vermag man Konrad Zuse nicht. Es spricht auch kaum jemand mehr darüber, daß Zuse u.a. auch ein Rechner-Programm zur Rassenforschung entwickelt hatte. Die große Leistung steht hier doch einmal im Vordergrund. Im Jahre 1935 schloß Zuse sein Ingenieurstudium ab. Er arbeitete zunächst als Statiker bei den Henschel-Flugzeug-Werken in Schönefeld bei Berlin. Schon bald aber richtete er sich seine eigene Erfinderwerkstatt ein, noch in der Wohnung seiner Eltern. Dort entstand der noch nicht voll funktionstüchtige Z1, eine programmierbare aber noch mechanische Rechenmaschine. Zuse entwickelte das Prinzip weiter. Der entscheidende Schritt war der Weg von der Mechanik zur Elektronik. Mit dem Gerat Z3 war dann der erste vollwertige „Computer" gelungen. Während des Zweiten Weltkrieges wurde Konrad Zuse zunächst einberufen, dann aber als „UK" (unabkömmlich) freigestellt. Wieder bei den Henschel-Werken, arbeitete er an den ersten Lenkflugkörpern mit, einer Waffengattung, die seitdem bis zum heutigen Tage immer mehr an Bedeutung gewinnt. In dieser Phase entwickelte Konrad Zuse u.a. Spezialrechner zur Flügelvermessung. Welch hoher Wert Zuses Wirken beigemessen wurde, zeigt, daß er mitten im Krieg seine Firma „Zuse Ingenieurbüro und Apparatebau, Berlin" gründen konnte, ein kleines aber gut arbeitendes Unternehmen mit 20 Mitarbeiter. Im Januar 1945 heiratete Konrad Zuse in Berlin seine Frau Gisela, mit der er fünf Kinder hatte. In der Schlußphase des Kriegs zog Zuse mit seiner Familie von Berlin nach Göttingen, wo er seine Arbeiten weiterführte. Es entstand der neue Rechner Z4. Dieses Gerät erhielt die Tarnbezeichnung V4. Es sollte nach dem Krieg die Basis für die neue Zuse KG bilden, an deren Erfindungen die amerikanischen Firmen IBM und Remington Rand sich stark interessierten – allerdings nur, um nach Möglichkeit die Rechte zu erwerben, um Zuses neuartige Erfindung zugunsten ihrer herkömmlichen Technik unterdrücken zu können. Die großen Perspektiven des neuen Wegs blieben weitgehend unverstanden. Auch die offiziellen Stellen der Gewinner des Kriegs begriffen den Wert dieser neuartigen deutschen Technologie nicht. So durfte Konrad Zuse seinen Weg weiterverfolgen. Klüger als die ehemaligen Kriegsgegner war Eduard Stiefel von der ETH Zürich. Dieser Mann erkannte das enorme Potential, das Zuses Erfindung barg. Eduart Stiefel sorgte dafür, daß Konrad Zuse die nötigen Mittel erhielt, um eine neue Firma gründen zu können. So entstand die Zuse KG, die 1950 den Z4 als ersten funktionierenden „Computer" anbieten konnte. In seinen letzten Jahren widmete sich Konrad Zuse viel seinem Hobby, der Malerei. Nach einem erfüllten Leben, dessen Taten wahrlich die Welt bewegt haben, verstarb dieser große Deutsche im Alter von 95 Jahren. |
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