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FACEL VEGA

Erinnerungen an die Zukunft

       
     
       
     

FACEL VEGA  -  FV1

       
     
       
      Es gibt Dinge, die aus der Vergangenheit in unsere Gegenwart hineinreichen und plötzlich zu einem Bestandteil von dieser werden. Dabei denken wir jetzt nicht an Spirituelles, sondern – es war ja von „Dingen" die Rede – an durchaus gegenständlich Weltliches, wie beispielsweise an Automobile. Da mag dieses oder jenes spezielle Modell uns einfach besonders gut gefallen, an sich eine Legende sein – oder vielleicht auch nur mit Jugenderinnerungen zusammenhängen. Vielleicht hat man solch ein Modell früher auch selbst einmal besessen – oder man kennt es jetzt durch einen Menschen, der einem lieb und wert ist.

Die Motive für solche Neigungen können also sehr unterschiedlicher Natur sein, und manchmal treffen vielleicht sogar mehrere der eben als denkbar aufgezählten Faktoren zusammen. Schließlich kann noch etwas Weiteres hinzukommen; nämlich daß jenes „Ding" – hier also ein Auto – gleichsam etwas über eine grundlegende Einstellung auszusagen vermag, die einem wichtig ist.

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Auf den FACEL VEGA trifft in jedem Falle das zuletzt genannte Moment zu: Er darf geradezu als ein Abbild guten Stilempfindens gelten.

Leider ist diese französische Automobilmarke FACEL schon lange erloschen, und sie hat auch nur für verhältnismäßig kurze Zeit existiert. Heute wollen wir darüber ein wenig sprechen, um zwischen so vielen unerfreulichen Dingen, die uns zurzeit ja allzu häufig umgeben, auf eines der erfreulichen hinzuweisen, die es ja auch gibt. Und alle hoffen ja, daß in nicht gar so ferner Zeit wieder mehr Erfreuliches als Unerfreuliches diese Welt auszeichnen wird.

Es war um die Weihnachtszeit des Jahres 1939, da gründete Jean Daninos das Unternehmen „Forges et Ateliers de Construction d’Eure et Loire" - kurz: FACEL. Aber erst erheblich später begab FACEL sich an den Bau von Automobilen, wenn man einmal davon absehen will, daß er für sich selber bereits eines geschaffen hatte, auf der technischen Grundlage eines Bentleys, mit dem er nicht sonderlich zufrieden war, speziell hinsichtlich der Fahreigenschaften, ein alter Delage schien sich in mancherlei Hinsicht angenehmer zu fahren als der neuere Bentley. Jean Daninos würde wohl nichts anderes übrig bleiben, als sich selbst ein komplett eigenes Auto zu bauen …

Im Sommer 1953 war es soweit, ein eigenes Fahrzeug nahm Gestalt an: der FACEL „Vega". Für die technischen Komponenten benötigte Jean Daninos einen Partner. Sein erster Gedanke war auf Mercedes-Benz gerichtet gewesen. Seit 1952 machte der 300 SL Furore, und da hätte vieles gut zusammen passen können. Im übrigen hätte solch eine Zusammenarbeit eine beinahe mystisch wirkende Reminiszenz beinhaltet, welche mit dem Namen Bugatti verbunden war: Der Italiener Ettore Bugatti hatte seinerzeit in Deutschland den Automobilbau erlernt. Lange Zeit lebte er in Hannover. Als sich im Elsass die Möglichkeit bot, günstig ein Areal zu erwerben, gründete Bugatti dort sein eigenes Unternehmen. Er sprach nur Italienisch und Deutsch, und im Elsass konnte er mit Deutsch auskommen. „Bugatti" wurde auf diese Weise zur berühmtesten Automobilmarke aus Frankreich, auch wenn Ettore Bugatti die meisten Karosserien für seine Wagen in Deutschland bauen ließ (auch die Karosserie des berühmten „Bugatti Royal" kam aus Weimar). Eine erneute Kombination Frankreich-Deutschland wäre, wie Erzählungen berichten, Jean Daninos also wie eine Fügung erschienen, zumal er auch grundsätzlich ein gutes Verhältnis zu Deutschland hatte. Doch zu dieser Zeit ließ sich dies nicht verwirklichen. Die Dominanz der amerikanischen Automobilindustrie war groß, und vor allem besaß Mercedes keine weitverzweigte Händlerstruktur in Frankreich. Dagegen hatte Chrysler sich in Frankreich mit der Marke „Simca" etabliert und bot gute Voraussetzungen, wenn auch, wie sich zeigen sollte, in technischer Hinsicht nicht ideal. Da in Frankreich aber keine eigenen leistungsstarken Motoren zur Verfügung standen, hatte Jean Daninos im Ausland nach einem geeigneten Partner suchen müssen. Was es auf der Basis der erloschenen französischen Traditionsmarken gab - etwa Delage oder Delahaye - hätte im Wettbewerb der Gegenwart nicht standhalten können. Chrysler aber bot gerade zu dieser Zeit hervorragende V-8-Motoren an. Der Chrysler 300 jener Jahre war eines der schnellsten Autos dieser Zeit. Freilich waren alle amerikanischen Motoren Langhuber und nicht für hohe Dauergeschwindigkeiten geeignet, in den Vereinigten Staaten gibt es schon seit 1926 Geschwindigkeitsbegrenzungen. Der Grund dafür waren die meist nur provisorisch ausgeführten Highways, bei denen es bei hohen Geschwindigkeiten zu einer so hohen Staubentwicklung kam, daß der Fahrer eines nachfolgenden Fahrzeugs kaum noch etwas sehen konnte. Wie sehr dies der amerikanischen Automobilindustrie geschadet hat, und wie sehr die Geschwindigkeitsfreiheit auf deutschen Autobahnen der deutschen Industrie nützte und weiterhin nützt, macht dieses Faktum sehr deutlich. Mit einem Wort: FACEL mußte den Chrysler-Motor einigermaßen standfest machen, so weit dies möglich war.

Facel-Vega-I

Die Herstellung des FACEL Vega erfolgte in kleiner Stückzahl und weitgehend in Handarbeit. Es hat zu jener Zeit sicher kein anderes Auto von derart sorgfältig und perfekt ausgeführter Qualität gegeben. Zugleich war die Karosserie hoch elegant, und - ganz besonders – war es die bis auf den heutigen Tag unvergleichliche Gestaltung und Ausführung der Innenausstattung. Ohne Frage ist der FACEL Vega speziell in diesem Punkte allen anderen Automobilen überlegen auch noch heutzutage.

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Der erste FACEL Vega, der HK 500, fand Freunde, aber doch nicht in dem Ausmaß, wie man hätte denken müssen. In Frankreich sind die Wagen von FACEL von vielen nie als „richtige" französische Autos anerkannt worden. Der Motor sowie weitere technische Komponenten kamen aus Amerika, und auch am Design der Karosserie hatten Amerikaner mitgewirkt. Durch die Typbezeichnung „HK 500" wurde all dies leicht offenbar, denn solch eine Bezeichnung konnte nicht französisch sein, da es den Buchstaben K allein in germanischen Sprachen gibt.

Der Einfluß von Chrysler hat sich weniger positiv ausgewirkt als erwartet worden war, und Befürchtungen dieser Art dürfte Jean Daninos auch von Anfang an gehabt haben. Zwar sorgte das Chrysler-Marketing dafür, daß es zu PR-trächtigen Einzelverkäufen kam, so daß manche Stars einen FACEL Vega besaßen, aber das bewirkte weniger als erwartet. Die PR-Manager von Chrysler dachten auch vor allem an den US-Markt. War etwa Ava Gardner auch in Frankreich noch positiv akzeptiert, so ist Ringo Starr, ein Beatle, für die hochkultivierte französische Oberschicht keine Leitfigur gewesen. Außerdem standen die gebildeten Franzosen ohnehin über solchen vermeintlichen Vorbildern, all dies war eben für den US-Markt gedacht. Für diesen aber war der FACEL Vega hinsichtlich seiner edlen Innenausstattung einfach „altmodisch"; in Amerika liebte man damals Buntes und Chromglitzern auch im Inneren des Wagens (in der CN-Galerie können Sie den Blick auf das Armaturenbrett des 1955er Cadillac als Muster dafür betrachten).

Die viertürige Version, „Excellence" wurde mit dann einer voll amerikanisierten Heckflossenpartie versehen, womit vorne und hinten überhaupt nicht zu einander paßten. Der Absatzerfolg blieb denn auch aus.

Kurz gesagt: Die FACEL-Automobile wurden auf dem Markt kein großer Erfolg. Auch das Nachfolgemodell des HK 500, der zeitlos schöne FACEL II - für viele das schönste Automobil seit dem Mercedes 540 K, höchstens noch vom 300 SL erreicht - vermochte das Blatt nicht zu wenden. Das muß geradezu unbegreiflich erscheinen, wenn man sich diese atemberaubend schönen Automobile ansieht – und sie fahren sich auch sehr angenehm. Der HK 500 war meistens mit der von Chrysler stammenden Drucktasten-Automatik ausgestattet. Links neben dem Lenkrad am Armaturenbrett befinden sich die Drucktasten, welche einen Schalthebel ersetzen. Auch die besonders leichtgängige, wunderbar weiche Servolenkung ist Chrysler-Technik.

Die Beschleunigungswerte des FACEL Vega sind noch heutzutage beeindruckend, und auch die Spitzengeschwindigkeit von über 240 km/Std. kann sich sehen lassen.

Wer einmal das Gefühl kennengelernt hat, am Steuer eines HK 500 zu sitzen, wird dieses Auto lieben. Dieser Wagen – der ursprüngliche FACEL VEGA – ist vom „Innengefühl" her noch angenehmer als der FACEL II. Besonders charakteristisch ist das Empfinden, welches durch das tiefliegende Armaturenbrett aus Edelholz aufkommt. Und ein nettes Detail für die Beifahrerin: Dort, wo bei anderen ein banales Handschuhfach zu sein pflegt, läßt sich beim FACEL VEGA ein Spiegel für die Dame ausklappen! – Dies ist eben ein ganz besonderes Automobil!

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Trotzdem: Alles in allem wurden nur rund 2000 FACEL-Vega-Automobile hergestellt - HK 500 und FACEL II sowie einige Excellence, und das ist natürlich eine Stückzahl, mit der kein Unternehmen überleben konnte.

Der Versuch, die Marke nun nach unten zu positionieren und kleinere, preisgünstigere Autos zu bauen, schlug fehl. Die „Facelia", gewissermaßen eine Proportionalverkleinerung des FACEL II, zunächst auf Alfa-Romeo-Basis sowie dann auf Volvo-Basis unter der Modellbezeichnung „Facel III", war kein FACEL mehr, diese abzubilden unterlassen wir daher.

Aber (!): Möglicherweise ist in Sachen FACEL Vega noch nicht aller Tage Abend!

Inzwischen hat Mercedes-Benz den Maybach wieder belebt und der Volkswagen-Konzern den Bugatti. Und seit dem Jahre 2003 arbeitet ein überwiegend deutscher Freundeskreis an der Auferstehung des FACEL VEGA. Dabei ist zunächst an eine viertürige Limousine gedacht, welche sich äußerlich an den FACEL II anlehnen soll und hinsichtlich der Innenausstattung an den HK 500 (soweit dies bei den heutigen Sicherheitsvorschriften möglich ist). Als technische Grundlage könnte der VW Phaeton dienen. Das sind bisher noch Pläne, doch gearbeitet wird bereits an deren möglicher Verwirklichung.

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Wenn wir also aus Sicht des guten Stils, auf den im CN-Freundinnen-und Freundeskreis aus weltanschaulichen Gründen viel Wert gelegt wird, nach dem wohl stilvollsten Automobil gefragt werden, daß man sich vorstellen kann, so würden viele ohne zu zögern die Antwort geben: FACEL VEGA.

 

       
               
               
     

       
               
               
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