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Stimmungen

Gedanken in Versen (9)

       
     
       
     

Gedanken in Versen (9)  -  Stimmungen

       
     
       
      Gedanken in Versen (9)
Stimmungen

Wenn unsere Gefühle Bilder malen, tut dies ein inneres Wollen.

Es ist nicht gelenkt, ist nicht, was der Verstand denkt,

ist selten das, was die Vernunft meint, daß wir tun sollten.

Etwas aus der eigenen Tiefe hat uns Bilder geschenkt.

Solchen Stimmungen kann kein Mensch entgehen.

Der eine verspürt sie weniger, der andere mehr.

Mancher möchte nichts von ihnen hören und sehen.

Der eine drängt sie beiseite. Den andren erfassen sie sehr.

Daß sie kommen und wirken, muß jeder sich zugestehen.

Stimmungen kommen von innen und spiegeln sich draußen.

Wir meinen wohl oft, es liege an der Atmosphäre,

komme, dem Eindruck gemäß, vor allem von außen.

Doch wenn es das vor allem wäre,

also oberflächlich gebildet durch Landschaft, Farbe und Licht.

Doch allein so würde manches Gefühl schwerlich stark werden können.

Es muß da noch etwas anderes geben,

bei dem, was wir „Stimmungen" nennen -

ein Geheimnis, das fest zu unserem Leben gehört.

Es berührt nicht jeden in gleicher Weise oder am selben Ort.

Unterschiede des Empfindens bilden ja schon

die inneren Erlebniswelten von Frau hier und Mann dort.

Und alles hat für jeden seinen ganz eigenen Ton,

keine zwei Menschen hören ihn genau auf dieselbe Art,

keine zwei Menschen sehen dasselbe Bild mit dem gleichen Blick.

Jedes Empfinden, somit jede Stimmung, ist eine eigene Welt:

anscheinend von außen gegeben, reicht sie doch tief ins Innere zurück,

ist beschaffen nach dem, was er oder sie damit innerlich verbindet,

was durch unser Erleben - wie aus unseren Träumen – zählt

und nicht selten an vergessenen Ufern mündet.

Daraus bildet sich jenes persönliche Echo, das die Stimmung ergibt,

die von innen nach außen geht und von außen nach innen zurückklingt.

Sie echot uns von dem, was man fürchtet oder was man liebt;

und manchmal ist’s eine Stimmung, die uns zurückbringt

auf Augenblicke, vielleicht auch auf Stunden,

was wir verloren wähnten. Die Stimmung hat’s wiedergefunden.

Mancher mag behaupten, es betreffe ihn nicht.

Natürlich weiß er’s in seinem Inneren besser.

Der alte Seebär vielleicht, der mit strengem Gesicht

von der Brücke seines Fischkutters aus in den Horizont schaut

und dabei murrt, Sentimentales habe weder Sinn noch Gewicht.

Doch einst hatte er sich von Dreimastern Luftschlösser erbaut –

und eine gewisse Stimmung am Horizont bringt ihm die Erinnerung wieder,

was er vor Jahrzehnten sich hatte vorgenommen.

Und für einen Moment fährt’s ihm dann tief in die Glieder,

wie vieles ganz anders bisher ist im Leben gekommen.

Die Stimmung aber, die ihn für Augenblicke zurückgeführt,

tut trotz mancher Bitterkeit gut.

Sie hat ihn wider Willen tief berührt,

und: ja sie bringt ihm zurück Jugendfrische und Mut:

Denn nichts ist unmöglich, wenn ein Mensch es wirklich will!

Die See liegt ruhig, sie wartet auf kräftigen Wind.

Über dem Horizont wölbt sich still

der Himmel, in welchem die Stimmung schwebt.

Der alte Seemann fühlt wieder wie weiland als Kind;

und er spürt, daß der Traum vom Dreimaster noch in ihm lebt,

und weil das so ist, ist der Traum noch nicht verloren.

Vielleicht wird in dem Moment ein neues Leben geboren?

Für einen andren ist eine ganz bestimmte Atmosphäre –

ob über Land oder See oder wie und wo auch immer –

verbunden mit einer Liebe, die vielleicht erfüllt worden wäre,

wenn, ja wenn… Und eine Stimmung macht lebendig den Schimmer

dessen, was vor Jahren überall in den Lüften schwebte:

eine Verliebtheit, die man später nicht mehr richtig verstand

wie zuvor, als so mancher kühne Gedanke noch in lebte,

und es gar nichts geben konnte, was unmöglich sei …

Bis karge Vernunft das Regiment übernahm;

und die Träume, die groß und schön gewesen, gingen vorbei.

Allein wenn jene besondre Stimmung über ihn kam,

vermag er es schmerzlich zu erfassen,

wo und wann er seine Lebensweichen hat falsch gestellt.

Und es treibt ihn, alles stehen und liegen zu lassen,

auf den Kopf zu stellen sein gewohntes Lebensumfeld,

um zurückzufinden zu sich und neu zu beginnen –

und: vielleicht würde es der ersten Liebe ja genauso ergehen?

In dieser Stimmung beginnt er, nachzusinnen.

Nichts ist unmöglich. Man wird es ja sehen …

Dies ist wohl das Geheimnis, das in unseren Stimmungen steckt:

Manchmal sind es Fingerzeige, die ein höheres Wissen für uns fand,

welches tief Verankertes in uns weckt,

was wahrhaftig ist - aus dem Gefühl, statt nur dem Verstand,

unsterblich, weil von Urbeginn in uns vorhanden,

ewige Sehnsucht, weil Teil unsres Wesens.

Die Stimmung aus dem Unbewußten hat recht verstanden,

woran Geist und Seele können genesen.

Es betrifft, auf die geschilderte Weise, nicht jeden, o nein.

Die meisten wohl stehen recht gut in Einklang mit ihrem Sein;

und deren Stimmungen sind auch kein sehnsüchtiger Ruf,

sondern nur hübsche Gemälde des Fühlens, jeweils im Augenblick.

Andre jedoch, für die ihr eigener Geist besondere Stimmungen schuf,

warten unbewußt auf den Anstoß, nachzueilen ihrem Glück.

       
               
               
     

       
               
               
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