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Rückblick |
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Isais' Gaben |
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Isais’ Gaben
Die magische und auch die symbolische Bedeutung der Gaben der Isais an die Ritterschar des Hubertus ist interessierten Damen und Herren selbstverständlich bekannt. Die Frage nach genaueren Definitionsmöglichkeiten wird aber sogar in engagierten Kreisen immer wieder neu diskutiert. Wir wollen nicht versäumen, darüber in knapper Form zu berichten. Der hier relevante Vorgang dürfte den meisten bekannt sein: Am Ettenberg, am Fuße des Untersbergs, übergab Isais dem Ritter Hubertus und dessen Schar (später als die „Herren vom Schwarzen Stein" bezeichnet) einige wertvolle Geschenke. Im einzelnen sind die Überlieferungen dazu nicht einheitlich. Am wahrscheinlichsten dürfte jene Darstellung sein, die als Zeitpunkt den Herbst 1226 angibt und als genauen Ort den Brunnen im Hof des Haupt-Komtureigebäudes. Das heißt also am relativen Anfang der heutigen Ettenberger Straße (nicht am Oberettenberg). Während die Texte der Isais-Offenbarung sowie einiger weiterer nicht gegenständlich als fertige Schrift übergeben, sondern diktiert wurden, handelt es sich bei „Isais’ Gaben" um Gegenstände. Diese wurden, aller Überlieferung nach von Hand zu Hand übergeben, also gerade so, wie Menschen sich Dinge überreichen, nicht irgendwie auf wundersame Weise – wie ja auch die Texte von Isais als reale Person diktiert wurden, nicht etwa durch mediale Übermittlung. Wären nicht die Berichte über das wundersame Erscheinen der Isais bei den Rittern, so könnte leicht der Eindruck entstehen, es sei von einer durchaus menschlichen jungen Frau die Rede, an der – sobald sich ihre Erscheinung voll vergrobstofflicht hatte – nur noch ungewöhnlich erschien, daß sie meistens in Knabentracht auftrat. Die Gaben der Isais sind verhältnismäßig gut benannt wie auch beschrieben, dabei bestehen auch kaum nennenswerte Abweichungen in den verschiedenen Überlieferungen: Da ist zunächst der magische „schwarz-lila Stein", der anfänglich nur als „schwarzer Stein" bezeichnet wird. Wie es zu dieser späteren Bezeichnung kam, dürfte inzwischen geklärt sein; darauf gehen wir nachher noch ein. Der Stein war der äußeren Anmutung nach ein oktaederförmiger Amethyst, resp. ein aus einem unbekannten Material, das an einen dunkel-violetten Amethysten erinnerte, der allerdings hell funkeln konnte, je nach Lichteinstrahlung. Hätte es sich tatsächlich um einen irdischen Amethysten gehandelt, so würde die Beschreibung für einen stark eisenhaltigen Stein dieser Art sprechen. Hinsichtlich der Größe besteht eine Ungewißheit. Die am zuverlässigsten wirkende Beschreibung spricht von Maßen, die – in Zentimeter umgerechnet – ca. 14 cm Höhe und 4,2 cm seitliche Länge der Mittelkanten bedeuten würde. Allerdings ist nicht sicher, welches Ellenmaß der Berechnung zugrundegelegt werden muß. Dr. Reiterich ging von der für magische Dinge oft verwendeten Babylonischen Elle aus. Diese mißt 26,5 cm. Die Angabe lautet, der Stein sei fast 5 ½ Zehntelellen hoch. Die babylonische Elle rechnete vom Handgelenk bis zum Ellenbogen. Die Ellenmaße in Europa waren andere und auch keineswegs einheitlich, sie waren auf jeden Fall länger, zumindest knapp über 30 cm. Niemand weiß, von welcher Maßgrundlage in der Überlieferung die Rede ist. Schon von daher könnte der Stein größer sein. Daß er tatsächlich größer ist – und zwar deutlich größer -, dafür sprechen die weitgehend übereinstimmenden Beschreibungen des Gefäßes, in welchem er aufbewahrt wurde, denn dieses sei so groß gewesen, daß ein Mann es mit beiden Armen tragen mußte. Mit was wäre ein so großes Behältnis angefüllt gewesen, wenn der Stein nur 17 cm maß? Es heißt – und das ist zugleich das zweite Geschenk der Isais – sie habe den Stein eingewickelt in ihre abgeschnittenen langen Haare übergeben. Doch selbst wenn diese besonders lang waren und Isais sich die ganze Länge quasi auf kurz abschnitt, hätte auch eine solche Menge schwerlich ein so großes Gefäß ausgefüllt, wie es beschrieben steht. Was der Stein also erheblich größer? Das bleibt wohl vorerst eine unbeantwortete Frage. Falls ja, würde ein dergestalt deutlich größerer Stein nicht zu den Plänen der Magna Figura Baphomet passen! Die Lösung dieser Frage könnte eventuell die folgende sein: Sehr bald nach Übergabe der Geschenke machten sich Hubertus und seine Schar an den Bau des „Isais-Schreins", als Vorläufer der ersten Figuri. Für den Schrein wurde auf keinen Fall der Original-Isais-Stein verwendet. Statt dessen ist von einem in der entsprechenden Form zugeschliffenen Stück Steinkohle die Rede; und für dieses dürften auch die angegebenen relativ kleinen Maße stimmen – wie dort auch die Bezeichnung „schwarzer Stein" zutreffend sein würde. Dieser aber war eben sicher nicht identisch mit dem „Ilua" genannten Stein der Isais, welcher ja – wie empfangen in den Haaren der Isais – im Untersberg versteckt worden war; und zwar bald nach dem Erhalt, wie die Isais es von den Rittern verlangt hatte. Hinsichtlich der Größe des Isais-Steins besteht also Ungewißheit! Nimmt man die weiteren Zusammenhänge, so kann es auch gar nicht schlüssig erscheinen, daß der Original-Isais-Stein für die Magna Figura hätte verwendet werden sollen – denn was wäre dann aus seinem von der Isais gedachten Zweck geworden, die Schwingungen der neuen Zeit zum Untersberg anzuziehen? Und das war sicher der Zweck, denn anderenfalls wären die antennenähnlich wirkenden Haare wohl gar nicht nötig gewesen. Diese Ungereimtheiten bezüglich des Isais-Steins bestehen schon lange, ohne daß es eine Quelle gäbe, diese definitiv aufzuklären. Schlußfolgerungen aufgrund von logischer Gedankenkombination gibt es verschiedene, aber keine davon darf als sichere Erkenntnis genommen werden. Gewiß ist und bleibt: Die Gabe des magischen „schwarz-lila Steins" war dafür bestimmt, im Untersberg versteckt zu werden, und zwar explizit zu dem Zweck, die Schwingung des Neuen Zeitalters anzuziehen. Ebenso gewiß bestand der Zweck der Gabe der Haare der Isais darin, die affine Schwingung des Steins zu verstärken, weil allein Dank dieser Verstärkung diese Schwingung weit genug reichen könnte, um den Zweck zu erfüllen. Bei konsequentem Weiterdenken dieser Dinge bestehen im Grunde bloß zwei Möglichkeiten: Entweder wollten sich die Ritter über den Willen der Isais hinwegsetzen, weil sie ihrer eigenen Figura-Konstruktion mehr zutrauten als den Maßnahmen der Isais – oder aber der für die Magna Figura vorgesehene „Ilua"-Stein war eine Nachbildung des echten Isais-Steins, nicht aber dieser selbst! Dafür kann sprechen, daß die Bezeichnung „Ilua" erst volle zweieinhalb Jahre nach Erhalt des Steins der Isais erstmals auftaucht! Als dritte Möglichkeit kann noch in Betracht kommen, daß der Bau der Magna Figura auf eine Anweisung der Isais zurückgeht, worauf es jedoch keinen Hinweis gibt. Wie dem auch sei: Die bei der Übergabe gedachte Funktion der beiden sicher wichtigsten Isais-Gaben Stein und Haare ist durch und durch klar, daran kann kein Zweifel bestehen. Die beiden weiteren Isais-Gaben – der Dolch und der Spiegel – sind als die Vermittlung der Fähigkeit geschildert, durch Räume und Zeiten zu schauen (Spiegel) sowie durch Räume und Zeiten zu gehen (Dolch). Diesbezüglich herrscht bei allen Kenner/innen der Stoffs Einigkeit darüber, daß es sich bei den Gegenständen Dolch und Spiegel um Sinnbilder für die immaterielle gleichzeitige Übergabe der entsprechenden magischen Kenntnisse handelt. Ob die beiden realen Gegenstände tatsächlich unter dem Grund des Teichs in einem speziellen Versteck liegen ist ungewiß Wahrscheinlicher klingt die Annahme, alle vier Isais-Gaben seien zusammen in einem Versteck im Untersberg placiert worden. An interessanten Punkten mangelt es also noch immer nicht bei dieser Geschichte; und es erscheint nicht gänzlich ausgeschlossen, daß sich dazu noch mehr ergeben könnte – vielleicht sogar Gegenständliches. Auf alle Fälle sind „Isais’ Gaben" für die Anhängerschaft dieses Bereichs von außerordentlicher Wichtigkeit, und das wird sicherlich auch so bleiben – so lange, bis das Neue Zeitalter sich erfüllt hat. |
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