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Sajaha   (Text-2)

       
     
       
     

Sajaha

       
     
       
     

Sajaha von Babylon, Oberpriesterin von Esagila  (Text 2)

Neubabylonisches Reich, Ära des Großkönigs Nabukadarsur II. (Nebukadnezar).

„Ereschkigal* und die Eulen"

 

(1) „Wo ihr Weisen, hat der Kreis seinen Anfang? Und wo sein Ende?" Darüber befragte Ereschkigal einst die Eulen, die in tiefen Höhlen hausen bei Tag und die Welt bloß schauen zur Nacht.

(2) Die erste Eule sprach: „Wo das Licht aufhört, ist der Anfang des Kreises, und wo die Finsternis aufhört, dort ist sein Ende."

(3) Die zweite Eule sprach: „Denn alles hat einst begonnen im Licht, durchwandert das Dunkel und kehrt zum Lichte zurück."

(4) Die Ereschkigal aber wollte noch anders es wissen und befragte weiter die Eulen: „Ihr sprecht zu mir vom Laufe der Ewigkeit in Unendlichkeit. Ich aber habe hier einen Kreis gezeichnet mit einem Griffel auf einen Stein. Ihr sprecht von jener Welt - ich aber frage nach dem Sinn in dieser!"

(5) Die erste Eule sprach: „Alles, was in jener Welt gilt, das gilt auch in dieser; bloß gibt es in jener noch tausendfach mehr."

(6) Die zweite Eule sprach: „Dein Kreis, den du uns gezeichnet da zeigst, ist doch nichts anderes als ein kleines Abbild des Großen."

(7) Da wurde die Ereschkigal ungeduldig und rief den Eulen zu: „Ihr wollt zu einem mir machen, was voneinander verschieden ist! Sagt mir, wo bei diesem meinem Kreise Anfang und Ende sind!"

(8) Da lachte die erste Eule, und die zweite antwortete: „Dort sind Anfang und Ende, wo du das eine wie das Andere beim Zeichnen gesetzt hast. Doch nun hast du’s vergessen."

(9) Und die erste Eule sprach: „Wie du dieses Kleine vergaßest, so auch das Große. Denn wüßtest du um den Beginn allen Seins, so würdest du uns des Kreises wegen nicht fragen.

(10) Ich erkläre dir aber, weil du es wissen mußt, noch dies Folgende: Es ist - was immer du beginnst in der Erdenwelt - nicht mit sich allein, es hat sein höheres Gegenstück sinnhaft in der anderen Welt, von der du, Ereschkigal, wissen mußt.

(11) Zeichnest du den Kreis hier mit dem Griffel auf den Stein, so hast du eine in sich geschlossene Linie, die, ihrer Art gemäß, anscheinend weder Anfang noch Ende haben kann - und dennoch einst hatte!

(12) So steht es auch mit dem großen Kreislauf der Ewigkeit in Unendlichkeit: Verbunden für immer ist alles miteinander, von Anfang bis Ende bekannt dem, der schuf. Dies gibt, daß nun alles untrennbar ist vom Anfang bis zum Ende, unlösbar durch alle Kreisläufe der Ewigkeit. Und so du deines gezeichneten Kreises Anfang und Ende nicht mehr auseinanderzuhalten weißt, so ergeht es auch dem, der alles Sein schuf.

(13) Im Anfang ist ihm das Ende vertraut und im Ende der Anfang. Eines ist alles - jeder Hauch der Ewigkeit. Falls du jetzt noch nicht begreifst, so gehe und erfrage mehr in der anderen Welt."

(14) Da stand die Ereschkigal von dem Stein auf, auf dem sie gesessen hatte, und verließ die Eulen.

(15) Die zweite Eule aber sprach zur ersten: „Ereschkigal hält sich allzu oft in der Unterwelt auf. Darum ist der Kreis für sie so, als stünde sie in ihm und sei durch ihn gefangen. Frei ist ja nur, wer auf seiner Linie entlanggeht."

(16) Als Ereschkigal jedoch durch die langen Gänge ihres unterirdischen Palastes schritt, der Worte der Eulen noch eingedenk, da sah sie plötzlich am Ende des längsten Tunnels das ferne Licht des Ausgangs; und sie verstand, daß an der Quelle des Lichts Ende und Anfang sich treffen.

* Ereschkigal ist die babylonische Göttin der Unterwelt

 

       
               
               
     

       
               
               
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