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  Was Rüstungspolitik offenlegt  Teil-2

       
     
       
     

Was Rüstungspolitik offenlegt  Teil-2

       
     
       
     

                                                                                                                                             Morane-Saulnier (F)

Was Rüstungspolitik offenlegt   (Teil 2)

In der vorigen Ausgabe haben wir die Rüstungspolitik Deutschlands zwischen 1934 und 1939 betrachtet, insbesondere im Hinblick auf erkennbare Absichten des Deutschen Reichs. Was sich da zeigt, ist eine geradezu erschreckend unbekümmerte Vorgehensweise: Versäumnis einer weitblickenden Rüstung bei gleichzeitig verantwortungsloser Kriegsrisiko-Politik.

In anderen Staaten, die bald Kriegsgegner wurden, verhielt man sich klüger. Das gilt besonders für die angelsächsischen Länder Großbritannien und USA. Aber auch Deutschlands übrige Gegner im Zweiten Weltkrieg bereiteten sich besser auf einen solchen vor. Die deutschen Anfangserfolge waren der Tapferkeit der deutschen Soldaten zu verdanken, der Fähigkeit ihrer Offiziere sowie einer technischen Überlegenheit, die – ganz unnötiger Weise – schon bald verspielt wurde.

Offensive oder defensive Absichten lassen sich am leichtesten an der Panzer- und Luftrüstung erkennen. Da der Platz hier begrenzt ist, wollen wir uns auf diese Faktoren konzentrieren.

Am Anfang dieses zweiten Teils muß – neben den Großmächten – auch Polen beachtet werden. So erfreulich das heutige gute Verhältnis zwischen Deutschen und Polen ist, das nicht gestört, sondern vertieft werden sollte, kann auf Dauer aber doch nur wahrheitsgetreue Geschichtsbetrachtung sinnvoll sein, für beide Seiten. Wenn aktuell beispielsweise der russische Historiker Sergej Kowaljow die Hauptschuld des Kriegsausbruchs bei Polen sieht, so muß das nachdenklich stimmen. Im Glauben an sofortigen Beistand Englands und Frankreichs bei gleichzeitiger Fehlbeurteilung der Waffentechnik dieser Länder, meinten viele in Polen offenbar in der Tat, gegen Deutschland erfolgreich Krieg führen zu können. Die polnische Rüstung ist im Rahmen der Möglichkeiten dieses Staates offensiv angelegt gewesen. Polen besaß Panzer aus eigener Produktion, die keineswegs schlecht waren, sogar besser als die zugelieferten aus britischer und französischer Fertigung. Insgesamt besaß Polen 1.140 gepanzerte Fahrzeuge.

Polen war keineswegs so schwach gerüstet, wie das heutzutage oft behauptet wird.

Die polnischen Luftstreitkräfte besaßen mit der PZL 37 einen guten Bomber, der in etwa der deutschen Do 17 entsprach. Die Reichweite hätte genügt, um Berlin anzugreifen.

Bei den Jägern stand es weniger gut. Die polnische PZL P11 war gegen die Me 109 chancenlos, und auch die von Frankreich gelieferten Morane-Saulnier konnten es nicht mit ihr aufnehmen. Die deutlich bessere Bloch MB.152 lieferten die Franzosen den Polen nicht! Die hervorragende Devoitine D.520 wurde gerade erst an die französischen Luftstreitkräfte ausgeliefert. Trotzdem ist die übliche Darstellung eines ärmlich gerüsteten Polens falsch. Wären England und Frankreich sofort mit ganzer Kraft in den Krieg eingetreten, so wäre die polnische Rechnung womöglich aufgegangen. Die Westmächte taten es nicht, weil ihre Geheimdienste besser waren als der polnische, und sie daher um ihre technische Unterlegenheit wußten. Wohl aus Propaganda- und Image-Gründen haben sie dies den Polen gegenüber verschwiegen und diese in ihr Verderben rennen lassen. Anderthalb Jahre später, als in England die Spitfire vorhanden war und Frankreich ganz auf die Devoitine D.520 umgerüstet hätte – zwei Maschinen, die der Me 109 E ungefähr gleichwertig waren – wäre die Geschichte wahrscheinlich anders verlaufen. 1939 aber war Briten und Franzosen klar, daß sie bei einem Vorgehen, wie Polen es erwartete, schnell die Lufthoheit verloren haben würden – und damit den Krieg.

Wäre Polen besser von den Westmächten informiert worden, hätte es womöglich mit Deutschland einen für beide guten Ausgleich gesucht. Von deutscher Seite war der Wunsch dazu stark. Noch 1938 hatte Hitler Polen eine große Nation genannt. Er soll die Polen geschätzt haben. Zugleich hielt er sie für natürliche Verbündete in einem möglichen Kampf gegen Stalin. Den Westmächten aber war Krieg gegen Deutschland offenbar das Hauptanliegen.

Dies führt uns nun zu den Westmächten. Sehen wir uns zunächst Frankreich an.

Frankreichs Rüstung war eindeutig defensiv – sehr stark, aber auf Landesverteidigung ausgerichtet. Frankreich besaß zu jener Zeit das größte Heer der Welt, noch durch Kolonialtruppen ergänzt. Es verfügte auch über sehr starke Panzerverbände. Das Gros der französischen Panzer war den deutschen an Feuerkraft überlegen, aber wegen ihrer Schwerfälligkeit nicht für offensive Operationen geeignet. Frankreich besaß insgesamt über 3.000 Panzer. Vorwiegend schwere aber sehr langsame, wie den Char B1, und andererseits kleine, wie den Renault FT-17, der noch auf den Ersten Weltkrieg zurückging und bloß zur Unterstützung der Infanterie taugte.

Die rechnerisch überlegenen schweren französischern Panzer, die es in großer Anzahl gab, konnten den leichteren deutschen Panzern III und IV in der Praxis kaum gefährlich werden.

So groß und stark gerüstet das französische Heer also auch war, ist es doch in keiner Weise für schnelle Vorstöße ins Land eines Gegners geeignet gewesen.

Wenn die „Vorneverteidigung" mißlang, wie es 1940 geschah, paßte das ganze Konzept nicht mehr zur Praxis des Geschehens.

Auch die französische Luftwaffe ist nicht für offensive, strategische Einsätze gedacht gewesen. Alles in allem, Aufklärer und Transporter mitgezählt, verfügte sie 1939 über ca. 2.300 Flugzeuge. Das Konzept der Armee de L’Air war dem der deutschen Luftwaffe durchaus ähnlich: taktisch, nicht strategisch ausgelegt.

Frankreich verfügte, wie Deutschland, nur über zweimotorige Bomber mittlerer größe und Reichweite, wie die Amiot 354, die CAO 700 oder LeO 451. Diese Maschinen entsprachen in etwa der deutschen He 111, ferner die leichte Potez 63, welche als Gegenstück zur Me 110 gewertet werden kann. Insgesamt besaß die Armee de l'Air rund 1.300 Bomber. Dazu kamen gut 1.200 Jäger der Typen Morane-Saulnier und Bloch MB.150 sowie einige amerikanische Curtiss 75 Hawk. Keine dieser Maschinen war für die Me 109 ein ernsthafter Gegner. Allein die neue Devoitine D.520 hätte ernstlich um die Luftherrschaft kämpfen können, doch von diesem Typ gab es bei Ausbruch der Kampfhandlungen im Westen erst 110 Stück. Am entscheidenden Punkt war Frankreich also technisch unterlegen. Welches Potential aber beispielsweise die Bloch MB.152 hatte, zeigte sich 1943, als eine Weiterentwicklung dieses Typs, die ungehindert vonstatten gehen konnte, über 700 Km/Std. erreichte. Wie ähnlich das französische Luftrüstungskonzept dem deutschen war, wird auch daraus ersichtlich, daß man dort wie hier versuchte, das Fehlen schwerer Langstreckenbomber durch den Umbau von Passagierflugzeugen zu beheben; was die Deutschen mit der Fw 200 probierten, taten die Franzosen mit der Farman NC.223.4 „Jules Verne", mit welcher sogar die ersten Versuche unternommen wurden, quasi symbolisch Berlin zu bombardieren.

Frankreich darf als die einzige kriegführende Macht des Zweiten Weltkriegs betrachtet werden, deren Rüstung eindeutig auf Landesverteidigung ausgelegt war.

Das diametrale Gegenteil davon offenbart die britische Rüstung; denn diese war unzweifelhaft offensiv, ja, sogar für einen zweiten Weltkrieg geeignet.

Der Kolonial- und Inselstaat Großbritannien ging offenbar stets davon aus, daß – wie schon im Krieg gegen Napoleon – die verlustreichen Kämpfe an Land von anderen Völkern ausgefochten werden. Dennoch rüstete Britannien auch für einen Landkrieg. Bis 1939 insbesondere mit ca. 1.250 Panzern, überwiegend des schweren Matilda-Typs, der sich im Kampf nicht besonders bewährte.

Aber schon frühzeitig wurden in Britannien zahlreiche Bomber-Typen verschiedener Kategorien entwickelt. Man setzte vor allem auf schwere viermotorige Langstreckenbomber. Diese waren 1939 noch nicht einsatzbereit, aber schon weit fortgeschritten, wie etwa die Short Sterling. Für die Übergangszeit stand der Royal Air Force eine Vielzahl mittlerer Bomber mit guter Reichweite zur Verfügung: Bristol Blenheim, Whitley, Wellington, Hampden und Avro Manchester (letztere quasi eine Vorläufer der viermotorigen Lancester).

 

Dazu gab es verschiedene kleinere Typen, wie z.B. die Fairey-Battle. In Sachen Bomberbau waren die Briten zu jener Zeit fraglos führend (erst später sollten sie die Amerikaner darin noch überflügeln). Anders stand es bei den Jägern. Wo bloß offensiv gedacht wird, erscheinen Bomber wichtiger als Jäger (so übrigens auch bei Hitler). Bei Kriegsausbruch besaß die RAF als einziges brauchbares Jagdflugzeug die Hawker Hurricane. Diese war der Me 109 nicht ebenbürtig (übrigens auch nicht der der französischen D.520), doch langsamen Bombern konnte die Hurricane gefährlich werden. Die bessere, stark von den deutschen Konstruktionen He 70 und He 112 inspirierte Spitfire war noch nicht fertig. Aber die Briten hatten die Wichtigkeit eines guten Jagdflugzeugs besser erkannt als sämtliche anderen Mächte.

Die britischen Streitkräfte müssen natürlich zusammen mit denen der Kolonien gesehen werden, insbesondere den kanadischen, den australischen und den sudafrikanischen. Das Potential des damaligen britischen Kolonialreichs war groß. Im übrigen durfte Großbritannien seit der Machtübernahme F.D. Roosevelts in den USA auf amerikanische Unterstützung rechnen. Der Kriegsausbruch kam für die Briten anderthalb Jahre zu früh, doch ihre Rüstung auf einen zweiten Weltkrieg war weit gediehen. Obschon es sowohl in den USA wie auch in Großbritannien – und besonders in Frankreich - durchaus Kräfte gab, die den von Deutschland angestrebten Frieden mit dem Westen wollten, bereiteten die Kriegsparteien doch zielstrebig den Zweiten Weltkrieg vor. Die deutsche Führung meinte, nicht damit rechnen zu müssen.

Diesbezüglich indifferent verhielt es sich in den Vereinigten Staaten. Bis Anfang der 1930er Jahre verzichteten die USA auf jede unnötige Rüstung. Schließlich hatte Roosevelt die Wahl auch mit dem Versprechen gewonnen, Amerika nie wieder in einen europäischen Krieg zu verwickeln! Das Gros der Amerikaner wollte nicht nochmals gegen Deutschland kämpfen. Durch seine „New deal"-Schuldenpolitik brauchte Roosevelt aber unbedingt einen Krieg. Er war aber nicht von Anfang an anti-deutsch eingestellt (er sprach übrigens sehr gut Deutsch!). Sein Haß auf Deutschland entwickelte sich erst später. Zunächst hieß sein Ziel, das britische Weltreich zu zerstören und zu beerben. Schon bald aber betrieb er in den USA weitgehend stillschweigend eine offensive Rüstung, welche sicherlich im Schlepptau der britischen Kriegspartei gegen Deutschland gerichtet war. So hatte 1935 beispielsweise die B-17 ihren Erstflug – später bekannt als „Fliegende Festung". Sie war der beste Bomber ihrer Zeit, auch den britischen hatte sie vieles voraus. Bei den Jagdflugzeugen hingegen waren die USA mit der P-40, der P-38 und P-39 nicht gut ausgestattet (die P-39 wurden später in die UdSSR exportiert). Erst 1943 und 1944 erhielten die amerikanischen Piloten mit der P-47 und der P-51 neue Maschinen, die sich dann aber den deutschen Me 109 und Fw 190, je nach Baureihe, sogar als überlerlegen erwiesen. Die P-40 jedoch vermochte nicht gegen sie zu bestehen.

Aber auch die USA, wie Großbritannien, entwickelten und bauten viermotorige Langstreckenbomber, die sich später im Krieg als sehr wertvoll erweisen sollten. Die B-17, die „Fliegende Festung", und die B-24 wurden in Europa am bekanntesten.

Hinsichtlich der Rüstung des Heers, namentlich der Panzer, unternahmen die USA erst verhältnismäßig spät Anstrengungen. Die strategischen Langstreckenbomber aber sprechen eine deutliche Sprache, solche braucht allein, wer einen großangelegten Krieg zu führen beabsichtigt.

Bleibt noch die Rüstung der Sowjetunion zu betrachten. Diese erscheint bis1941 ungeordnet, sie läßt keine klare Absicht erkennen. Es kommt dem Betrachter beinahe so vor, als sei da jemand am Ruder gewesen – nämlich Josef Stalin – der einfach von allem etwas haben wollte. Von den Konstruktionen her gesehen, verfügte Rußland ebenso über offensive wie über defensive Kräfte. Die russischen Streitkräfte waren im übrigen anzahlmäßig die größten der Erde. Nimmt man aber die Quantität dessen zum Maßstab, was gebaut wurde, so überwiegen die defensiven Mittel.

Bei Kriegsausbruch 1941 besaß Rußland mittlere Panzer, die in etwa den deutschen Typen III und IV entsprachen, aber auch schwere sowie geradezu gigantische. Die schweren Panzer bildeten aber die Mehrzahl. Niemand in der Welt besaß damals Vergleichbares (den berühmten T-34 aber gab es allerdings noch nicht).

Bei den Flugzeugen verhielt es sich ähnlich. Die russische Luftwaffe besaß alles – von schweren viermotorigen Bombern, die der B-17 kaum nachstanden, über eine große Anzahl mittlerer Bomber der Kategorie Ju 88 bis hin zu leichten Erdkampfflugzeugen. Sogar ein monströser sechsmotoriger Fernbomber war als Prototyp gebaut worden, ohne jedoch in Serie zu gehen. Die Jagdflugzeuge dagegen wurden anfänglich auch in der russischen Luftrüstung unterbewertet – ein allgemeines Symptom dieser Zeit. Das Gros der russischen Jagdflieger war mit der  I 16 („Rata") ausgestattet.

Die I 16 war bei Erscheinen Anfang der 1930er Jahre der beste Jäger der Welt gewesen. Wie sich im Spanischen Bürgerkrieg aber herausstellte, war sie der moderneren Me 109 hoffnungslos unterlegen. Und viele russische Piloten flogen auch noch das Vorgängermodell I 15, einen Doppeldecker. Erst während des Kriegs wurden neue Jagdflugzeuge entwickelt und gebaut. Zunächst die MiG 1, die schnittig aussah, aber kein Gegner für die Me 109 oder gar die Fw 190 sein konnte. Erst 1943 brachten die Russen mit der Yak 3/9 und der Lagg 5 sehr gute Jäger an die Fronten, die sich durchaus mit den deutschen messen konnten. Auch die mittleren Bomber waren gut. Die schweren Bomber dagegen kamen nur selten zum Einsatz.

Die Rüstungspolitik der Sowjetunion bis 1941 läßt es also nicht zu, konkrete Schlußfolgerungen auf Absichten zu ziehen. Wenn dort so etwas wie ein Konzept erahnt werden kann, so wäre es kein strategisches, sondern taktisch – also dem deutschen Rüstungskonzept bis September 1939 nicht unähnlich – jedoch mit dem Unterschied, daß Rußland Reserven für jene Eventualität vorbereitet hatte.

Zur Abrundung dieses Themas wollen wir demnächst noch einen Blick auf die Rüstungsanstrengungen Italiens und Japans werfen.

       
               
               
     

       
               
               
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