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Yukio Mishima

       
     
       
     

Yukio Mishima

       
     
       
      Yukio Mishima

Yukio Mishima wurde am 14. Januar 1925 unter dem bürgerlichen Namen Hiraoka Kimitake in Tokio geboren. Er selbst wählt das Pseudonym Mishima, mit einem Gedanken an die „drei Inseln", von denen man den schneebedeckten Fudschijama sehen kann; der Vornamen Yukio ist von Yuki (Schnee) abgeleitet. Am 25. November 1970 verstarb Yukio Mishima in Tokio durch Seppuko, die rituelle Art des Freitods, welche häufig unter der Vulgärbezeichnung Harakiri bekannt ist. Er wurde also in dieser Welt nur 45 Jahre alt.

Yukio Mishima war fraglos ein großer Dichter und Schriftsteller und mehrfach für den Literaturnobelpreis im Gespräch. Aufgrund seiner faschistischen Einstellung, aus der er nie einen Hehl machte, erschien es jedoch nicht opportun, ihn mit dem Nobelpreis auszuzeichnen.

Yukio M

Als Kind besuchte er eine Eliteschule. Die ersten starken literarischen Eindrücke empfing er bereits in jungen Jahren durch Werke von Rainer Maria Rilke und Oscar Wilde. Er schloß sich einem literarischen Zirkel an, und begann bald selbst zu schreiben.

Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, wurde er wegen Verdachts auf Tuberkulose nicht eingezogen. Für den glühenden Patrioten war das ein großes Unglück. Später stellte sich heraus, daß die Diagnose Tuberkulose ein Irrtum gewesen war. Es ist vorstellbar, daß dies den weiteren Weg des jungen Mannes stark beeinflußt hat, daß er von dem Empfinden getrieben war, seinem Land etwas zu schulden, was er im Krieg nicht hatte geben dürfen. Traditionalistische und faschistische Auffassungen verdichteten sich in ihm immer mehr.

Ein Schlüsselmoment ist sicherlich seine Schrift „Bunka Boeiron" (Verteidiger einer Kultur) im Jahre 1968 gewesen. Darin stellt Mishima fest, daß der japanische Kaiser, der Tenno, ewiger Ursprung japanischer Kultur sei. Die Verteidigung des Tenno sei somit gleichbedeutend mit Schutz und Bewahrung der japanischen Kultur. Er hielt es für nötig, eine spezielle Streitmacht zum Schutze des Tenno aufzustellen und begann mit dem Aufbau der Privatarmee Tatenokai. Vom Faschismus beeinflußt, sah er gleichsam die eigene Kultur und Nation als höherwertig denn andere an.

Der politischen Klasse im Japan nach dem Zweiten Weltkrieg stand er ablehnend gegenüber. Er nutzt für seine diesbezügliche Kritik auch das Mittel des Schriftstellers, namentlich in dem Roman „Nach dem Bankett".

In den 1960er Jahren schrieb Mishima eine Reihe sehr erfolgreicher Erzählungen. Eine Besonderheit mit prophetischen Zügen war die Verfilmung einer seiner Geschichten, in der er selbst den Offizier Takeyama spielte, der sich nach dem Scheitern seiner politischen Vorstellungen stimmungsvoll von seiner Frau verabschiedet und dann Seppuku begeht.

Am 25. November 1970 unternahm Mishima zusammen mit seinen Kameraden der Tatenokai in Tokio einen Umsturzversuch. Von einem Balkon aus hielt er eine dramatische Rede, in welcher er die japanischen Zivilverteidigungskräfte aufforderte, das Parlament zu besetzen. Sein Aufruf fand keinen Widerhall. Das Gros des japanischen Volkes kannte längst keine Ideale mehr, ganz ähnlich wie das deutsche.

Zutiefst enttäuscht, beging Yukio Mishima unmittelbar nach diesem Ereignis Seppuko. Seine engster Mitstreiter folgten ihm auf diesem Weg.

Grab Mischima

Seit 1972 gedenken Verehrer/innen des Dichters und Patrioten Yukio Mishima regelmäßig dieses bedeutenden Japaners. Die rechtsgerichtete Issuikai-Gemeinschaft hält, zusammen mit anderen rechten Gruppen Japans, an Mishimas Grab jedes Jahr ein Heldengedenktreffen ab. Im Jahr 2005 wurde auch Mishimas Idee einer speziellen Truppe unter dem Namen Tatenokai neu belebt.

Yukio Mishima ist sicherlich vor allem durch zwei Faktoren geprägt worden: Die japanische Tradition und Kultur, welche im Samurai-Ethos einen wesentlichen Aspekt hat, sowie durch das Japan vor und während des Zweiten Weltkriegs, als der Geist des alten Japan erneut zu Tage zu treten schien. Die Überhöhung der eigenen Nation, wie sie auch in den verbündeten Staaten Deutschland und Italien der Ideologie entsprach, dürfte für Yukio Mishima die natürliche Sicht gewesen sein. Es trifft insofern zu, wenn er als Faschist bezeichnet wird – wenngleich sich diese Einstellung bei ihm vermutlich erst nach dem Zweiten Weltkrieg so stark entfaltet hat, quasi als Gegensatz zu dem, was nachher kam und was er verachtete. Nicht allein nationale, sondern vor allem wohl menschliche Größe meinte Mishima beispielsweise in den Kamikaze-Fliegern zu erkennen, auch wenn deren Einsatz objektiv gesehen nicht sinnvoll war. Die Idee des Opfermuts, der Bereitschaft bewußt zu sterben, muß für Yukio Mishima eine große Rolle gespielt haben.

Kamikaze-Abschied

Seine geistige Grundlage fand er vor allem in alten Schriften, welche die Kultur des Heldenhaften verdichteten. Besonders hoch schätzte er das Hagakure.

Das Hagakure wird dem berühmten Samurai Tsunetomo Yamamoto zugeschrieben. Vermutlich hat er es tatsächlich zwischen 1710 und 1715 einem Schreiber namens Tashiro Tsuramoto in einem Zen-Kloster diktiert. „Hagakure" heißt, wörtlich übersetzt: „hinter den Blättern". Dieser Titel kann einen esoterischen Inhalt vermuten lassen, welcher sich hinter dem Gesagten verbirgt. Tatsächlich handelt es sich um rund 1.300 Leit- und Lehrsätze der Samurai-Auffassung, die wohl im wesentlichen weltlicher Natur sind. Vermutlich fußt es zumindest grundsätzlich auf dem älteren Buch der fünf Ringe des ebenfalls sehr berühmten Samurai Miyamoto Musashi aus dem 16. Jahrhundert. Das Original des Hagakure ist nicht mehr vorhanden, es gibt aber mehr oder weniger von einander variierende Abschriften aus relativ früher Zeit.

Kerngehalt des Hagakure ist der Geist des Kriegers: Bushido. Sowohl das Hagakure wie auch das Buch der fünf Ringe kommunizieren mit der mehr als 2500 Jahre alten Schrift über die Kunst des Krieges von Sunzi, über den es keine zuverlässige Überlieferung gibt.

All diese Werke behandeln Motive wie die Ethik des Kampfes, Ehre, Tapferkeit und Treue bis in den Tod.

Hagakure - Abb

Wie eng viele Elemente japanischer und deutscher Geisteswelt in der faschistischen Ära miteinander verbunden waren, zeigt, daß eine deutsche Übersetzung des Hagakure auch an die Angehörigen der Waffen-SS ausgegeben wurde.

Hiroshige Samurai

Bei aller geographischen Entfernung und trotz unterschiedlicher Kulturen, ist die deutsch-japanische Verwandtschaft und Schicksalsgemeinschaft doch sehr stark und geradezu unübersehbar. Hier wie dort war der Opfermut bis zum Äußersten ausgeprägt – und hier wie dort kam ein Wandel des Bewußtseins, der Japaner und Deutsche zu Menschen bildete, denen alles Kriegerische sowie jede Feindschaftsempfindung gegen ehemalige Gegner unendlich fern stehen.

Freilich, diesem positiven Aspekt steht der negative eines Lebens ohne Ideale gegenüber, ein durch und durch materialistisch-egozentrisches Denken der einzelnen Menschen. Doch vielleicht ist ja bloß das eine oder das andere möglich?

Da stoßen wir zum anderen Mal an die Frage nach dem Sinn des Lebens: Besteht er in einer Volksgemeinschaft – oder ist nicht jeder einzelne Mensch mit seinem engsten Umfeld die Basis des Daseinssinns? – Das wäre ein weites Thema!

Wir wissen nicht – niemand weiß es – inwieweit Yukio Mishima sein Handeln nur symbolistisch verstand. Er muß gewußt haben, daß ein Umsturz im Japan von 1970 unmöglich war – ebenso, wie er in Deutschland oder Italien unmöglich wäre. Also ist auch kaum zu sagen, ob Menschen wie jene der Issuikai-Bewegung in Japan wirklich ganz im Geiste Mishimas stehen – und bei deutschen Rechten, die Mishima meist ebenso schätzen, kann die gleiche Frage gelten (über die Issuikai werden wir noch gesondert sprechen). Was über Mishima aber mit Sicherheit gesagt werden kann und muß, ist: er war ein großer Idealist – und ein Genie.

       
               
               
     

       
               
               
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