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Achse Moskau-Peking

       
     
       
     

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Achse Moskau-Peking

Am 11. Oktober d.J. traf Wladimir Putin zu einem zweitägigen Besuch in China ein, und das war, so zeigte sich schnell, mehr als eine Höflichkeitsvisite. Vieles spricht dafür, daß Putin nach den nächsten Wahlen in Rußland die Nachfolge von Dimitri Medwedjew antreten wird. In diesem Lichte war der Besuch Putins in Peking zu sehen. Er traf dort mit Regierungschef Wen Jiabao sowie mit Chinas Staatschef Hu Jintao zu Gesprächen zusammen. Von einer erneuten Präsidentschaft Wladimir Putins dürften die Chinesen ein noch engeres Zusammenwirken mit Rußland erwarten, und das wohl auch über rein Wirtschaftliches hinaus. Es sind mehr als Zwischentöne, die auf die Entschlossenheit beider Staaten hindeuten, sich einem Dominanzstreben der USA über die Welt nicht unterwerfen zu wollen. Offenkundig beschäftigt diese Frage Russen wie Chinesen in höchstem Maße; und dabei dürfte es nicht boß um Stolz, sondern ganz real um die nationale Selbstbehauptung gehen, um das Erhalten der eigenen Kultur, der Lebensphilosophie und der Lebensart.

So äußerte Wladimir Putin in einem Interview mit chinesischen Medien, die USA lebten von Schulden und übertrügen ihre eigenen Probleme auf die Weltgemeinschaft. Der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua zufolge, soll Putin den US-Dollar als „Parasiten an der Weltgemeinschaft" bezeichnet haben; zwar nicht die USA an sich, aber die zu Unrecht bestehende dominante Position des US-Dollars. Putin hob zugleich hervor, er wolle die USA damit im Grunde nicht kritisieren, sondern „mit den Freunden in den USA" eine gemeinsame Lösung für die Probleme der Weltwirtschaft suchen (wie genau diese Zitate sind, ist schwer zu sagen, da sie nur in Chinesisch vorhanden ist, und sich asiatische Sprachen nicht in allem wörtlich in indogermanische übersetzen lassen). Keine Frage, daß Russen wie Chinesen den US-Dollar als Weltleitwährung für abgewirtschaftet halten und so schnell wie möglich ersetzen möchten. Für diesen Wunsch gibt es zweifellos jede Berechtigung, sogar Notwendigkeit, um eine gesund funktionierende Weltwirtschaft zu sichern. Allein: die Alternative fehlt. Ein reformierter Euro könnte das Potential dafür haben, doch besäßen sämtliche EU-Staaten nicht die nötige Souveränität, um ein Ablösen des US-Dollars möglich werden zu lassen. Da bleibt also vorerst eine eiternde Wunde für alle handeltreibenden Länder, unter welcher China mehr als andere leidet. Aber auch Rußland trifft das Problem. Es kann somit angenommen werden, daß beide diesen Punkt nicht aus den Augen verlieren.

Daß es gewisse Frontlinien gibt, ist ganz generell unübersehbar. Der chinesische Rußland-Experte Ma Youjuan spricht von einem „chinesich-russischen Bündnis gegen den Westen", was nicht unbedingt militärisch, wohl aber politisch zu verstehen sein dürfte. Mit dem „Westen" sind natürlich vor allem die USA gemeint, aber wohl auch allgemein das Lebensmodell der westlichen Demokratien, welches diese vehement als das alleinig richtige propagieren. Sowohl Chinesen wie Russen fühlen sich aber auch militärisch von Amerika eingekreist - denn als Wirtschaftsmacht sind die USA nicht stark genug, um all ihre Interessen durchsetzen zu können. Da haben sich die Kräfte längst unübersehbar verschoben. Durch die Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO, mit den anderen BRIC-Ländern) versuchten Rußland und China bereits ein Gegengewicht zu bilden, welches jedoch bislang nur wenig Tragkraft entfaltet. Rußland und China sind also aufeinander angewiesen, wenn sie ihre natürlichen Interessen behaupten wollen. Vergangene Streitigkeiten, die noch auf die „Ungleichen Verträge" aus der Lenin-Ära zurückgingen, sind vernünftiger Weise vergessen.

Während des Besuches von Wladimir Putin in China beschlossen beide Seiten ein Vertiefen der Zusammenarbeit besonders auf den Gebieten Energie und Umweltschutz sowie gemeinsame Anstrengungen auf verschiedenen Feldern der Hochtechnologie. Man zeigte sich zuversichtlich, die seit fünf Jahren laufenden Verhandlungen über Lieferungen von russischem Gas bald abschließen zu können. China wird im kommenden Jahrzehnt große Mengen an Energie benötigen, welche Rußland zu bieten vermag. Namentlich aufgrund ständig zunehmender Energielieferungen, ist China seit 2010 zum größten Handelspartner Rußlands geworden, noch vor Deutschland. Was Deutschland liefert, ist jedoch von gänzlich anderer Art, so daß nicht von einer Konkurrenzsituation, sondern von Ergänzung zu sprechen ist, aus welcher sich sogar Dreieckssynergien ergeben. Das chinesisch-russische Handelsvolumen dürfte laut Putin in diesem Jahr an die 80 Milliarden US-Dollar erreichen. Energielieferungen machen dabei weiterhin 71 Prozent der russischen Exporte nach China aus.

Der chinesische Regierungschef Wen Jiabao bezeichnete die Gespräche mit Wladimir Putin als fruchtbar (duochan, was mehr bedeutet das in westlichen Medien meist nicht ganz passend übersetzte, kühler klingende Wort: produktiv). Putin äußerte sich auf seine Art als Europäer ähnlich positiv angetan. Wir erlebten quasi die Begegnung führender Persönlichkeiten zweier Großmächte, die dabei sind, den Weg gemeinsamer Interessen zu gehen, gleichsam als eine stabilisierende Kraft für unseren Planeten, wie auch der Wissenschaftler Ma Youjun meint. Und dies entspricht auch den nationalen Interessen Deutschlands. Wünschen wir Chinesen und Russen also guten Erfolg auf dem Weg, unserer Welt ein friedlicheres und gleichsam gerechteres Angesicht zu geben. Wie sich diese Dinge entwickeln werden – niemand weiß es. Doch die Chance besteht, es könnte unsere Welt ein bißchen besser machen als sie momentan ist – es könnte.

       
               
               
     

       
               
               
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