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Alle fünf Minuten wird ein Christ getötet

       
     
       
     

Alle fünf Minuten wird ein Christ getötet

       
     
       
     

Alle fünf Minuten wird ein Christ getötet

DIE WELT, 20. Sept. 2012

 

Millionen von Muslimen werden derzeit angestachelt zu tödlichen Hasstiraden auf alles Westliche. Von der Verfolgung von 100 Millionen Christen in vielen islamischen Staaten spricht kein Mensch. 

Von Ulli Kulke


In Amerika hat jemand einen Film ins Internet gestellt, der Mohammed, den Propheten Allahs, beleidigt, unter anderem als Kinderschänder. Gut findet ihn kaum jemand, auch wenn die Filmemacher den Anspruch erheben, ihre Ideen aus dem Koran geschöpft zu haben, wo schließlich zu lesen sei, dass der Prophet Mohammed die Ehe mit einer Neunjährigen vollzogen habe. So oder so: Die muslimische Welt fühlt sich getroffen. 

 

Reaktionen blind vor Wut

Die Folge sind Mord und Totschlag. Rund um den Globus marschiert in islamischen Ländern der Mob auf, um gegen westliche – nicht nur amerikanische – Einrichtungen und gegen Menschen aus dem Westen Gewalt anzuwenden, oftmals unbehelligt von den staatlichen Stellen vor Ort, bisweilen mit deren stiller Duldung und Sympathie.

Viele Tote sind inzwischen zu beklagen, Hunderte Verletzte. Ein Teil unserer Medien sucht zumindest die Mitschuld im Westen selbst, der Moderator des ZDF-Magazins, Claus Kleber, gehört dazu, auch die "Süddeutsche Zeitung" und einige andere.
Die Beleidigung ihrer Religion, auch wenn sie von einem zunächst Unbekannten ausging, scheint für viele Muslims das schlimmste Verbrechen zu sein, ein todeswürdiges Verbrechen. 
Dafür dürfen nun ganze Gesellschaften, Staaten, ja eine komplette Hemisphäre in Haftung genommen werden.
So wird der Islam vom Opfer zum Täter.


Zur Erinnerung: 
Die wütenden Attacken gegen den Westen nach der Veröffentlichung von "Mohammed-Karikaturen" in Dänemark vor sieben Jahren forderten etwa 100 Todesopfer. Satirische Beleidigung einer anderen Religion ist also ein todeswürdiges Verbrechen. Weitaus ehrenwerter scheint es da offenbar für die Wächter des muslimischen Glaubens zu sein, Angehörige einer anderen Religion nicht zu beleidigen, sondern gleich totzuschlagen, zu verfolgen, zu vertreiben, einfach so. Schließlich kennt man den passenden Begriff des Ehrenmords. Ehrenbeleidigung ist unbekannt.

Das christliche Hilfswerk Open Doors gibt an, das weltweit 100 Millionen Christen wegen ihres Glaubens von Verfolgung, Misshandlung oder Tod bedroht sind. Es gibt noch höhere und es gibt auch niedrigere Schätzungen. Unumstritten ist, dass Christen heute die am meisten verfolgte Glaubensgemeinschaft sind. 
Laut dem Theologen Thomas Schirrmacher, Geschäftsführer des Arbeitskreises für Religionsfreiheit der Deutsch-Österreichischen Evangelischen Allianz, bekennen sich neun von zehn wegen ihres Glaubens verfolgte zum Christentum. In ganz überwiegendem Maße sind davon Christen in muslimischen Ländern betroffen (auch wenn Nordkorea hierbei an der Spitze stehen soll und auch aus China Vorfälle gemeldet werden).

Der Beauftragte für Religionsfreiheit der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, Massimo Introvigne, geht sogar davon aus, dass weltweit alle fünf Minuten ein Christ wegen seines Glaubens stirbt.


Eine Vielzahl gefährlicher Länder

In vielen muslimischen Ländern hoffen Christen vergeblich auf den Schutz durch staatliche Stellen. In Nigeria, Somalia, auch im Iran gilt es nicht einmal als Kavaliersdelikt, einen Christen zu erschießen, zu erdolchen oder zu erschlagen. Handelt es sich um einen konvertierten Muslim, gilt es oft geradezu als Pflicht.

 
Abfall vom Glauben an Allah ist vielerorts ein Kapitalverbrechen
Tatsächliche Hinrichtungen von Konvertiten werden selten gemeldet. Viele aber saßen und sitzen nach ihren Urteilen monatelang in Todeszellen, bis sie begnadigt werden zu Haftstrafen mit regelmäßigen Auspeitschungen. Amnesty International schildert Fälle, bei denen in Saudi-Arabien allein der Besitz einer Bibel in der Hand der zahlreichen Gastarbeiter etwa aus den katholischen Philippinen zu jahrelangen Haftstrafen und vielen Dutzend Peitschenhieben führt.

Selbst in dem oberflächlich unkomplizierten und in seiner muslimischen Religion so liberalen Indonesien werden Gemeinden mancherorts aufgefordert, ihre Kirchen wieder einzureißen. Auf den Molukken im Osten des Archipels waren Christen erst vor einer Dekade jahrelangen Pogromen mit Tausenden von Toten ausgesetzt, denen die muslimische Zentralregierung nichts entgegensetzen wollte.

Diskriminierung bis vor die Türen Europas

Auch in der Türkei ist es nach aller Erfahrung offenbar nicht schwer, nach Morden an Christen einfach unbehelligt abzutauchen, selbst dort werden Christengemeinden nicht als Körperschaften anerkannt, selbst dort dürfen sie keine Priester ausbilden. Wer einmal auch nur mit dem Gedanken gespielt hat, in Saudi-Arabien oder im Norden Nigerias eine christliche Kirche zu errichten, wird manchen Streit hierzulande um die Höhe von Minaretten und andere Details beim Bau von Moscheen mit ganz eigenen Augen sehen.

Inzwischen weiß man, dass jener beanstandete Film wohl von Kopten gedreht wurde. Dabei handelt es sich um eine christliche Glaubensgemeinschaft in Ägypten, die dort für viele Muslims als Freiwild gilt. Erst Anfang vergangenen Jahres kamen bei einem Anschlag auf eine koptische Kirche in Alexandria 21 Gläubige ums Leben.

Irak, Iran, Afghanistan, Pakistan, überall dort, wo man jetzt wegen des Tatbestandes der Beleidigung mit Mordaufrufen massenhaft durch die Straßen zieht, sind sich ansässige Christen seit vielen Jahren ihres Lebens nicht mehr sicher.

 

Erschreckende Gleichgültigkeit in deutschen Medien

Man könnte in den Medien hierzulande natürlich auch all diese Angelegenheit einmal näher beleuchten. Allerdings, das wäre absehbar, fänden sich auch da genügend Gründe bei willigen Medien, die Schuld auch dafür bei den Christen zu suchen.

Die Umtriebe der christlichen Missionare im 19. Jahrhundert böten ein weites Feld von Argumenten für einen Claus Kleber. Er kann sich dann ja noch mal mit dem iranischen Präsidenten darüber beraten. Den kennt er schon von seinem großartigen Interview im Frühjahr, in dem Ahmadinedschad endlich einmal seine Meinung zur Weltlage im ZDF unter die Leute bringen konnte, unbehelligt von bohrenden Nachfragen des Interviewers Kleber.

Dann können sie auch darüber sprechen, ob der Iran das Mindestalter für Mädchen bei der Hochzeit wirklich, wie man hört, herabsetzen will auf neun Jahre. So wie bei Mohammed.

 

Festzuhalten bleibt:  Beleidigung ist ein anderes Kaliber von Verbrechen als Mord. 
Alles eben eine Frage der Ehre.

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