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Die Group of Thirty

       
     
       
     

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Die Group of Thirty
Mario Draghis verschwiegene Freunde

Mittwoch, 01.08.2012, 19:38 · von FOCUS-Online-Autor Julian Rohrer


REUTERS EZB-Präsident Mario Draghi wird vorgeworfen, nicht unabhängig zu sein. Der Club der 30 ist ein Gremium von Privatbankern, das fast die Züge einer Loge trägt. Auch EZB-Chef Mario Draghi und der Boss der Bank of England, Melvyn King, sind dort Mitglied – aber wozu eigentlich? Ein Ombudsmann der EU will das nun klären.

Mario Draghi, der Präsident der Europäischen Zentralbank, ist derzeit eine der zentralen Schlüsselpersonen in der Euro-Rettung. Als wäre der Druck, der auf seinen Schultern lastet, nicht schon groß genug, macht ihm nun seine Mitgliedschaft in der elitären Group Of Thirty, kurz G30, zu schaffen. Die „Corporate Europe Observatory" – eine Organisation zur Bekämpfung von Korruption – wirft Draghi einen Interessenskonflikt vor: Als Mitglied der G30, die zum Großteil aus Großbankern bestehe, sei der Italiener Teil einer Lobbyvereinigung, was Fragen nach seiner Unabhängigkeit aufwerfe. Die Vorgaben der EU seien „Unparteilichkeit, Unabhängigkeit und Objektivität" – Faktoren, die mit der Zugehörigkeit zur G30 in Konflikt stünden.

Die „Gruppe der 30" hat sich der Untersuchung wirtschaftlicher und finanzieller Phänomene verschrieben. Dazu treffen sich die Mitglieder zweimal pro Jahr, um „ein tieferes Verständnis internationaler Wirtschaft und Finanzen" zu bekommen und „die Auswirkungen von Entscheidungen im öffentlichen und privaten Sektor" nachvollziehen zu können. Inwiefern die G30 über diese informativen Treffen und Vorträge hinaus Einfluss auf die Weltwirtschaft nimmt, ist unklar. Angesichts der Zusammensetzung der Gruppe verdächtigen Kritiker den exklusiven Zirkel jedoch geheimer Absprachen.

 

Gründung auf Initiative der Rockefeller-Stiftung

1978 wurde die G30 von Geoffrey Bell, einem US-amerikanischer Banker und Ökonom, auf Initiative der Rockefeller-Stiftung gegründet. Bell gilt als äußerst wichtiger und mächtiger Berater von Privat- und Zentralbanken. Der erste Vorsitzende war Johan Witteveen, der ehemalige Präsident des Internationale Währungsfonds. Derzeit umfasst die Gruppe nach Angaben auf ihrer Website 32 aktive Mitglieder, die sich lesen wie das Who-is-who des Bankensektors: Neben Draghi sind auch der Chef der Bank of England, Mervyn King, JP Morgan -Präsident Jacob A. Frenkel oder der US-Ökonom Paul Krugman Mitglied. Auch Gerd Häusler, Vorstandsvorsitzender der BayernLB, gehört dazu, ebenso wie Draghis Vorgänger, der ehemalige Präsident der europäischen Zentralbank Jean Claude Trichet.

Doch was tut dieses Gremium eigentlich konkret? „Die Effektivität der G30 hängt direkt mit der Qualität und dem Status der Gruppenmitglieder zusammen", sagte Jacob Frenkel, der Vorsitzende des G30-Verwaltungsrates, einmal gegenüber der Newsseite der Universität von Chicago. Diese Worte fielen am Rande der Ernennungszeremonie von Axel Weber zum G30-Mitglied. Das war im Januar 2012. Damals wurde Weber noch als nächster Chef der Deutschen Bank gehandelt. Seit Mai 2012 ist er Verwaltungspräsident der UBS. Ob Webers Karrieersprung etwas mit der Aufnahme in den Club der 30 zu tun hatte? 
Man weiß es nicht.

 

Informative Treffen oder „Weltregierung"?

Hans-Jürgen Krysmanski, emeritierter Professor für Soziologie in Münster, kritisiert im Deutschland Radio, dass Gremien wie die G30 ähnlich wie Politiker kaum zwischen öffentlichen Aufgaben und privaten Belangen trennen können: „Alles, was mit politisch relevanten Inhalten und Diskussionen und Entscheidungen zu tun hat" könne „niemals privat sein". Vergleichen lässt sich die Arbeit der G30 mit den Bilderberg-Konferenzen, wo neben Wirtschaftsvertretern und Politikern auch Vertreter des Adels teilnehmen. Auch dort wird dem Vernehmen nach über „Probleme der Weltwirtschaft und der internationalen Beziehungen" gesprochen.

Der zentrale Vorwurf des Münchner Mediensoziologen Rudolf Stumberger ist, dass solche Treffen „fern ab jeder demokratischen Öffentlichkeit stattfinden". Egal ob dort wichtige Entscheidungen getroffen werden oder nicht: Sie bieten Verschwörungstheoretikern regelmäßig genügend Futter, um hinter den Treffen die lange herbeigeschworene „Weltregierung" zu vermuten – eine Regierung also, die die nationalen Grenzen auflöst und global handelt.

 

Wer regiert das Geld?

Wenn nicht klar ist, was dort verhandelt wird, kann im Prinzip alles verhandelt werden. Deshalb haben es die Verschwörungtheorien rund um die G30 und die Bilderberger schon bis in das soziale Netzwerk Facebook geschafft: Unter dem Namen „Stoppt Bilderberg, stoppt eine neue Weltregierung" rufen Kritiker dazu auf, „nicht wegzuschauen" und zu prüfen, „wer das Geld regiert". Die Gruppe hat 3500 Fans.

Vor diesem Hintergrund versucht nun der EU-Ombudsmann Nikiforos Diamantoros den Fall Draghi zu klären und die Frage, inwiefern die G30 etwa Einfluss auf die Geschicke in Europa nimmt. Seine Sprecherin weist darauf hin, dass es sich nicht um eine formelle Untersuchung handle und wandte sich gegen eine „Dramatisierung" des Falles. Die Beschwerde sei an die EZB übermittelt worden und der Ombudsmann werde Empfehlungen abgeben. Diese seien aber „nicht bindend".

 

Anmerkung CN:

Ein Kommentator in FOCUS-Online meinte, 
vielleicht würde die Bezeichnung „Dirty thirty" die trefflichste sein …

       
               
               
     

       
               
               
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