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Rundblick |
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Moody's |
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Moody’s
entzieht den Briten das Vertrauen Mit ihrer Herabstufung Großbritanniens hat die Ratingagentur der konservativen Regierung einen herben Schlag versetzt. Der wirtschaftliche Schaden dürfte sich indes in Grenzen halten. London: Die düstere Einschätzung der Ratingagentur überrascht nicht: Großbritanniens Ökonomie dümpelt seit etwa zwei Jahren am Rande der Rezession vor sich hin. Im vierten Quartal 2012 fiel das Bruttoinlandsprodukt um 0,3 Prozent. Damit schrumpfte die Wirtschaft in vier der vergangenen fünf Quartale. Der Notenbank, die die Zinsen nach der Finanzkrise auf ein Rekordtief von 0,5 Prozent gesenkt hat und seither 375 Milliarden Pfund an zusätzlicher Liquidität in die Wirtschaft pumpte, gehen allmählich die Mittel aus, um die lahmende Konjunktur wieder auf Trab zu bringen. Erst vor kurzem räumte Mervyn King, der Gouverneur der Bank of England ein, dass er bereit sei, höhere Inflationsraten in Kauf zu nehmen, um das schwache Wachstum nicht völlig abzuwürgen. In der Folge brach das Pfund im Vergleich zum US-Dollar auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren ein. Gleichzeitig fiel der Kurs zehnjähriger Staatsanleihen, was die Renditen innerhalb von sechs Monaten von 1,5 auf über zwei Prozent in die Höhe trieb. Ratinggagenturen haben wieder einmal zugeschlagen. Gestern nach Börsenschluss an der Wall Street hat Moody’s als erster der großen internationalen Bonitätswächter den Briten ihre prestigeträchtige Bestnote „AAA“ entzogen. Die Herabstufung selbst kommt nicht überraschend, der Zeitpunkt schon. Die meisten Volkswirte waren davon ausgegangen, dass die Agenturen der Regierung zumindest noch bis zum 20. März Zeit geben würden. An diesem Tag stellt der konservative Finanzminister George Osborne seinen neuen Staatshaushalt vor. Aber offenbar glauben die Experten von Moody’s nicht mehr, dass Osborne ein Kaninchen aus dem Hut zaubert, das das Vertrauen in die Top-Bonität der Briten wieder herstellt. Der politische Schaden für Osborne und seinen Premierminister David Cameron wird erheblich sein. Zwar verkündete Osborne bereits kurz nach der Entscheidung von Moody’s, dass die Herabstufung nichts am Austeritätskurs der Regierung ändern werde, im Gegenteil, er wolle seine Anstrengungen sogar „verdoppeln“. Aber tatsächlich haben Cameron und Osborne ihre politische Glaubwürdigkeit auch und vor allem an die Verteidigung des Top-Ratings geknüpft. Immer wieder begründeten die Konservativen ihren Sparkurs mit der Gefahr, ansonsten das Vertrauen der Bond-Märkte zu verlieren. In ihrem Grundsatzprogramm aus dem Jahr 2010 versprach Camerons Partei: „Wir werden das Kredit-Rating von Großbritannien verteidigen, mit einem glaubhaften Plan innerhalb von einer Legislaturperiode das strukturelle Defizit zu eliminieren.“ Doch genau an dieses Versprechen glaubt Moody’s nicht mehr. Nach Einschätzung der Agentur gefährdet das schwache Wirtschaftswachstum die Fähigkeit der Briten, ihre ausufernden Staatsschulden wie geplant abzubauen. Dazu trage auch der umstrittene Sparkurs der Regierung bei, der die Konjunktur in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts weiter belasten werde. Außerdem fehle dem Königreich die finanzielle Flexibilität, um auf einen neuen Schock wie die Finanzkrise 2008 zu reagieren. Moody’s geht nun davon aus, dass das Verhältnis von Staatsschulden zu Wirtschaftsleistung bis 2016 auf einen Spitzenwert von 96 Prozent steigen wird. Die USA hatten auch Vorteile durch die Herabstufung Die düstere Einschätzung der Ratingagentur überrascht nicht: Großbritanniens Ökonomie dümpelt seit etwa zwei Jahren am Rande der Rezession vor sich hin. Im vierten Quartal 2012 fiel das Bruttoinlandsprodukt um 0,3 Prozent. Damit schrumpfte die Wirtschaft in vier der vergangenen fünf Quartale. Der Notenbank, die die Zinsen nach der Finanzkrise auf ein Rekordtief von 0,5 Prozent gesenkt hat und seither 375 Milliarden Pfund an zusätzlicher Liquidität in die Wirtschaft pumpte, gehen allmählich die Mittel aus, um die lahmende Konjunktur wieder auf Trab zu bringen. Erst vor kurzem räumte Mervyn King, der Gouverneur der Bank of England ein, dass er bereit sei, höhere Inflationsraten in Kauf zu nehmen, um das schwache Wachstum nicht völlig abzuwürgen. In der Folge brach das Pfund im Vergleich zum US-Dollar auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren ein. Gleichzeitig fiel der Kurs zehnjähriger Staatsanleihen, was die Renditen innerhalb von sechs Monaten von 1,5 auf über zwei Prozent in die Höhe trieb. Trotz dieser schwachen Daten wird sich im Gegensatz zu den politischen Folgen der wirtschaftliche Schaden der Herabstufung auf die nächstbeste Bonitätsnote „Aa1“ voraussichtlich in Grenzen halten. Das liegt nicht nur daran, dass das Königreich mit einem von Moody’s erwarteten Plus von einem Prozent des Bruttoinlandsprodukts in diesem Jahr wahrscheinlich noch immer schneller wachsen wird als die deutsche Wirtschaft. Erst vor wenigen Tagen betonte Robert Sheeman, der Chef der staatlichen britischen Schuldenagentur, dass nach der Abwertung des Pfundes und den Verlusten am Bondmarkt eine Herabstufung der Insel in diesem Jahr von den Anlegern bereits voll eingepreist sei. Dass der Schritt von Moody’s nun früher als erwartet kommt, dürfte daran nur wenig ändern. Außerdem können die Briten Zuversicht aus den Erfahrungen anderer Länder schöpfen. Als die USA 2011 ihr Top-Rating verloren, fielen die Renditen und damit die Finanzierungskosten des Landes sogar. Nun könnte man argumentieren, dass die Vereinigten Staaten in Zeiten der Eurokrise auch ohne Bonitätsbestnote noch immer ein sicherer Hafen waren. Aber selbst Frankreich erlitt keinen langfristigen Schaden als Moody’s das Land im vergangenen November herabstufte. Zwar sprangen die Risikoprämien unmittelbar nach dem Schritt in die Höhe. Doch bereits zwei Wochen später waren die Renditen niedriger als vorher. |
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