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Opel & GM

       
     
       
     

Opel und GM

       
     
       
      In guten und in schlechten Zeiten: OPEL und GM

In diesen Tagen und Wochen, wie vermutlich auch noch in den folgenden, ist viel von den akuten Problemen des Automobilherstellers Opel die Rede. Dieser bedürfe der Hilfe des deutschen Staates, so heißt es, weil die Schwierigkeiten, in denen das Unternehmen stecke, nicht von diesem selbst verschuldet seien, sondern ausschließlich durch die Schwierigkeiten der amerikanischen Muttergesellschaft General Motors verursacht werden. Insofern handle es sich um einen absoluten Sonderfall. Und in der Tat, daran ist viel Wahres. Von verschiedenen Seiten sind nun Rufe zu hören, man solle Opel „nationalisieren", von der amerikanischen Mutter loslösen. Für GM wäre das katastrophal, denn Opel ist nicht nur die zweitgrößte Marke des Mutterkonzerns (nach Chevrolet), sondern fast die gesamte technische Entwicklung von GM liegt in den Händen von Opel. Betriebsratsvorsitzender Klaus Franz sagte daher auch richtig in einem Deutschlandfunk-Interview, General Motors sei „dramatisch" von Opel abhängig. Das stimmt. Wäre es da, selbst wenn die Möglichkeit bestünde, anständig, GM jetzt im Stich zu lassen?

Chefs

Betrachten wir die Geschichte von Opel und der Gemeinsamkeit Opel und GM, so zeigt sich, daß diese Gemeinschaft sehr wohl auch etwas von einer guten Ehe hat. Und für eine solche gilt, zusammenzustehen: „In guten und in schlechten Zeiten"!

Hätte General Motors nicht im Aufzug der Weltwirtschaftskrise 1931 Opel übernommen – beiläufig gesagt zu einem horrenden Preis – so würde es Opel wahrscheinlich schon längst nicht mehr geben, höchstens von ferne möchte der eine oder andere sich daran erinnern, daß es da einmal ein deutsches Auto namens Opel gab, vor sehr langer Zeit… Jetzt ist die Stunde gekommen, in der die amerikanische Mutter ihre deutsche Tochter braucht. Und sie hat es sich im Laufe der Geschichte verdient, in der Not nicht im Stich gelassen zu werden.

Gewiß, oft haben wir Deutschen die Erfahrung machen müssen, bei internationalen Partnerschaften oder dergleichen die Benachteiligten zu sein – quasi planmäßig – ganz zu schweigen von dem gewaltigen Patentklau nach 1945, zu dem Allan Dulles sagte, allein für das Erbeuten der deutschen Patente habe sich der ganze Zweite Weltkrieg rentiert, wobei zu seinen Ehren erwähnt werden muß, daß er dies nicht etwa triumphierend äußerte, sondern mit Peinlichkeit.

Auch lange nach dem Krieg pflegen deutsche Interessen benachteiligt zu werden, wo Politik die Strippen zieht. Das ist uns allen nicht neu. Wo aber Wirtschaftsleute untereinander Geschäfte machen, sind diese zumeist durchaus fair. So war es, als Henry Ford I. seinen Zweigbetrieb in Deutschland eröffnete – und so verhielt es sich auch, als General Motors seinerzeit die Adam Opel AG übernahm. Geschäftsleute und Industrielle – besonders amerikanische – haben sich fast immer als anständige Partner erwiesen, und die vollzogenen Geschäfte waren für beide Seiten gleichermaßen von Vorteil. So gilt es auch für das Verhältnis von General Motors und Opel, hier sogar in besonders hohem Maße. Die Geschichte von Opel und GM ist daher eine erfreuliche Geschichte von guter, ehrlicher Arbeit im Sinne des gemeinsamen Erfolgs mit einer deutschen Automobilmarke in nunmehr amerikanischem Besitz.

Opel Kapitän 1939

Mit dem nennen des Namens Opel verbinden sich sofort viele Assoziationen, die je nach Generation unterschiedlich sind. Die Jüngeren denken an den Opel Manta, die Älteren an die Zeit des deutschen Wiederaufstiegs; denn nichts war so sehr Symbol ersten Wohlstandsempfindens im deutschen Wirtschaftswunder wie der Opel Rekord und der Opel Kapitän. Und all jenen, die den Zweiten Weltkrieg miterlebt haben, wird zuerst der an allen Fronten stets gegenwärtige Opel Blitz vor dem inneren Auge erstehen. Opel ist ein lebendiges Stück deutscher Geschichte, ohne Frage, und auch diejenigen, die nie einen Opel gefahren sind, halten es für wünschenswert, dass dieser Name lebendig bleibe – nicht bloß um der Arbeitsplätze willen. Reinhard Mai's Lied vom 1951er Opel Kapitän kann geradezu zu Tränen rühren, und es vermittelt besser als jede andere Argumentation, was Opel bedeutet: Ein Stück Lebensgefühl, das auf diese oder jene Weise zu Deutschland gehört und das fehlen würde, wäre es nicht mehr da.

Opel sei jetzt in Gefahr, so heißt es, weil die Muttergesellschaft General Motors in Schwierigkeiten steckt. Wie kam es dazu? Es ist ja nicht GM allein, die ganze amerikanische Automobilindustrie steckt in Schwierigkeiten. Die Ursachen dafür liegen weit in der Vergangenheit, worüber Europäer zumeist wenig wissen, weshalb sie in einer mehr oder weniger verfehlten Modellpolitik in jüngerer Zeit die Gründe der Probleme suchen. Dabei bietet die amerikanische Automobilindustrie längst auch treibstoffsparende Modelle an. Als beispielsweise 1976 der erste Cadillac Seville erschien, verbrauchte dieser deutlich weniger Benzin als etwa sein deutscher Konkurrent Mercedes 450 SE. Viele europäische Journalisten geben heutzutage Urteile über die Gegebenheiten in den Vereinigten Staaten ab, die erkennen lassen, daß sie in diesem Land nie gelebt haben. Tatsächlich liegt der Ausgangspunkt der Probleme schon in den 1920er Jahren, als wegen der starken Staubentwicklung auf den Highways eine allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung eingeführt wurde. Seither war die amerikanische Automobilentwicklung nur mehr auf möglichst ruhiges, bequemes Fahren ausgerichtet – und darin übertrifft ein Cadillac oder Lincoln auch heute noch jeden anderen Wagen. Technische Hochleistung aber spielte für amerikanische Autos keine nennenswerte Rolle. Anders in Europa, besonders in Deutschland, wo durch die Autobahnen und die Möglichkeit, hohe Geschwindigkeiten zu fahren, die technische Entwicklung sich in eine ganz andere Richtung bewegte. Was die amerikanische Automobilindustrie falsch einschätzte, war die Neigung vieler Amerikaner, ausländische, vor allem deutsche Autos zu kaufen, obschon sie deren Hochleistungsfähigkeit in den US gar nicht ausnutzen können, oder aber japanische, um des billigen Preises willen. Wer heutzutage in den Vereinigten Staaten etwas auf sich hält, fährt ein deutsches Auto, das ist eine Prestigefrage. Die Zeiten, als GM für sein Spitzenprodukt Cadillac noch mit dem Slogan „Standard of the world" werben konnte, und auch der Vatikan Cadillacs benutzte, liegen in der Vergangenheit; längst sind auch die Päpste auf Mercedes-Benz umgestiegen – was keineswegs bedeutet, der Cadillac sei kein Wagen von hervorragender Qualität oder ein unersättlicher Benzinfresser! Aber technisch sind die deutschen Autos fraglos überlegen.

Opel hat am deutschen USA-Geschäft nicht direkt teilhaben können, um den amerikanischen Schwestermarken nicht noch mehr Konkurrenz zu machen. Das ist der einzige Nachteil, den Opel durch die Gemeinschaft mit GM akzeptieren musste. Opel-Technik steckt aber in vielen GM-Produkten, und einige Opel-Modelle wurden auch auf dem US-Markt verkauft. So etwa der Opel Kadett unter dem Markennamen Buick oder der Opel Ascona, in einer Luxusausführung, als Kompakt-Cadillac. Inzwischen sind viele GM-Modelle de facto Opels mit anderer Innenausstattung.

Wenn an einem Ort des GM-Konzerns zeitweilig schwere Management-Fehler begangen wurden, so nicht in Detroit, sondern in Rüsselsheim, als Opel auf die traditionsreichen Spitzenmodelle Kapitän und Admiral verzichtete und auch die deutschen Traditionsnamen durch Allerweltsbezeichnungen ohne Charakter ersetzte – beides definitiv gegen Wunsch und Rat der amerikanischen Mutter, die den Wert der deutschen Geschichte von Opel mehr zu schätzen wusste als Opel selbst. Noch vor wenigen Jahren steckte daher Opel in einer schweren Krise, die inzwischen, Dank neuer Modelle, überwunden ist. GM ließ Opel in der Krise nicht fallen. Und heute denkt die Opel-Leitung nicht daran, sich quasi abzuseilen. Schließlich weiß man in Deutschland auch am besten, welche erfolgsträchtigen neuen Autos GM schon bald auf den Markt bringen kann – sozusagen in den Vereinigten Staaten eingebürgerte Opels.

Das Durchhalten und Zusammenstehen wird sich also lohnen, abermals für beide, für GM und für Opel. Was – realistisch betrachtet – würde denn auch ohne GM aus Opel werden? Von Volkswagen geschluckt, so wie NSU? Oder von BMW, so wie Glas? Inzwischen zwei beinahe vergessene Namen. Allein deutsch bestünde der Name Opel schwerlich weiter! Das dummdreiste Gerede der „Solarworld AG", diese würde Opel gern übernehmen, um „Umweltautos" zu bauen, sofern GM noch draufzuzahlen bereit wäre, ist keines Gedankens wert, da haben entweder bloß PR-Leute gefaselt, oder Geisteskranke. Die verdiente Absage kam denn auch prompt. „Opel steht nicht zum Verkauf", ließ Rick Wagner, der Chef von General Motors, deponieren, und der Opel-Chef Hans Demant bekräftigte, auch zukünftig werden Opel und GM den gemeinsamen Weg gehen. Dieser Weg wird sicher nicht immer ein einfacher sein, doch Opel wird sich behaupten, wie auch Chevrolet oder Cadillac – notfalls sogar ohne staatliche Bürgschaft; denn was gut und fortschrittlich ist, geht auch nicht unter. Und im Gegensatz zu so mancher „europäischen Kooperation", hat sich deutsch-amerikanische Zusammenarbeit noch fast immer gut bewährt.

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Die Flaggschiffe Kapitän, Admiral und Diplomat hatten Opel stets einen Platz in der Klasse der Luxuswagen gesichert und damit ein wichtiges Stück Prestigewert. Das Aufgeben dieser Spitzenmodelle – gegen den Rat aus Detroit – war sicher einer der schwerwiegendsten Management-Fehler bei Opel, die dadurch enstandene Image-Lücke konnte nie wieder geschlossen werden. Doch vielleicht wird auch dies in Zukunft wieder einmal gelingen – im Zusammenwirken Opel-GM.

       
               
               
     

       
               
               
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