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Rundblick |
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Ungewisses ... |
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Ungewisses
Genau genommen hat es nichts mit dem Beginn eines neuen Kalenderjahres zu tun. Jeder andere Moment kann ebenso zum Ausgangspunkt gleicher Überlegungen und Empfindungen werden. Aber der Beginn eines neuen Jahres verstärkt zumeist die Konzentration auf das womöglich Kommende. Jahresrückblicke in der Presse oder im Fernsehen tragen dazu bei. Ja, wer hätte zu Beginn vorigen Jahres gedacht, daß dies oder jenes so oder so kommen würde? Manches war anzunehmen, gewiß; anderes aber nicht, da kam etwas sehr überraschend. Wer sich selbst gegenüber darin ehrlich ist, wie die meisten von uns, wird dies zugeben. Auch das kommende Jahr ist also voller Ungewissheiten – wie das Kommende fast immer ungewiß ist. Das Ungewisse birgt Hoffnung - aber es hat auch etwas Beängstigendes; besonders für die zahlreichen Menschen heutzutage, die kein echtes Gottvertrauen mehr kennen. Das gilt hinsichtlich der möglichen Geschehnisse im Großen ebenso wie mit Blick auf das Persönliche. Der Glaube, „Eine feste Burg ist unser Gott", ist nur noch selten in einem Menschen verwurzelt. Und sind die Zweifel nicht auch berechtigt? Was half der feste Glaube den Franzosen 1940 oder den Deutschen 1945? Um nur etwas als Beispiel zu nennen. Und um darauf die Antwort zu geben: Kam es dann nicht doch stets recht bald anders, weniger Schrecklich, als anzunehmen gewesen war? Was die Deutschen anbelangt, so sind diese heutzutage laut einer umfassenden Untersuchung das am meisten respektierte Volk dieser Welt! Trotz allem, was ihm an Verbrechen weit verbreitet nachgesagt wird – keine andere Nation ist so hoch respektiert wie die deutsche, ja, sogar bei anderen Völkern, die einst Kriegsgegner waren, am beliebtesten. Das weiß nun auch die UNO – und wie sehr haben sich doch Hollywood & Co. bemüht, ein übles Deutschenbild zu zeichnen und in alle Welt zu verbreiten! Vergebens. Die Völker verschaffen sich ihre eigene Sicht, und sie vermögen auch, Propaganda zu durchschauen, intuitiv. Wie läßt doch Goethe den Mephisto sagen: „Ich bin der, der stets das Böse will, und stets das Gute schafft". Man nimmt immer das Gegenteil von dem an, was er sagt. Was sind, geschichtlich gesehen, schon ein halbes Dutzend Jahrzehnte – und was sind tausend Jahre vor Gott! Für den einzelnen aber kann schon ein einziges Jahr viel sein, für sein Leben, sein persönliches Schicksal. Wer keinen anderen Sinn darin sieht als den eines stumpfsinnigen Konsumentendaseins, der ist freilich arm daran. Er hat zu jeder Zeit Ursache, sich vor dem Ungewissen zu fürchten. Darum ist der materialistische Marxismus so kläglich gescheitert, trotz all seiner Angst verbreitenden Bluttaten. Und der würdelose Kapitalismus wird ebenso scheitern, auch wenn er, klüger als der Marxismus, den Glauben für seine Zwecke zu benutzen versucht. Was uns allen aber naturgemäß am nächsten ist, uns täglich und stündlich unmittelbar betrifft, das ist nun einmal unser kleines eigenes Leben – für jeden einzelnen von uns das Größte und Bedeutsamste. Und doch gibt es keine Veranlassung, uns vor dem Ungewissen zu fürchten, wenn wir den Glauben an den höheren Sinn in uns stark machen – sowie auch den Glauben an die eigene Kraft. Wer dies beides tut, kennt keine Angst vor dem Kommenden, wie es auch aussehen mag. „Suchet zuerst nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit, und alles andere wird euch dazugegeben werden." (Wort Christi, Mt. 6,33) |
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