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Zur Situation bei Daimler

       
     
       
     

Zur Situation bei Daimler

       
     
       
      Zur Situation bei Daimler

Vernimmt man in Fernsehnachrichten oder liest in der Presse, Mercedes beabsichtige, weitere Teile seiner Produktion von Deutschland nach Amerika zu verlegen, so klingt dies zunächst einmal negativ. Politiker kommentieren das so wie Leute, die üblicherweise nur an die nächsten Wahlen denken (Landtagswahlen stehen bevor!), Gewerkschafts-Bosse gar denken bloß an das nächste Fernsehinterview; und das Gros der Journaille hält dazu die Steigbügel, sofern es mit den am höchsten gehaltenen Interessen der Börsianer und deren Denken in „shareholder value" konform geht. All dies ist durchwegs so kurzsichtig wie kurzfristig gedacht; und geredet wird, noch ehe die genauen Pläne des Unternehmens bekannt sind, in diesem Falle die der Daimler AG.

Kann es nicht vielmehr sein, daß diese Pläne mittel- und langfristig richtig sind, um den Bestand des Unternehmens insgesamt zu sichern? Insbesondere den Bestand von Mercedes-Benz als deutsches Unternehmen, was im vitalen nationalen Interesse liegt? Genau das trifft nämlich zu, weil Daimler bloß dann seine Position sichern kann, wenn Mercedes in den Vereinigten Staaten seinen Marktanteil hält und womöglich noch ausbaut! Der US-Markt ist für Daimler einer der wichtigsten. Würde Mercedes nur Deutschland im Auge behalten, wäre die Pleite gewiß – und das würde dann wahrlich schwerwiegend sein. Bei Mercedes-Benz aber hat es immer ein gewisses Denken mit Nationalstolz gegeben, was von anderen deutschen Großunternehmen leider nicht gesagt werden kann.

Deutschland ist – jeder weiß es – eine Exportnation. Wir entwickeln und produzieren erheblich mehr Güter, als im eigenen Lande jemals Verwendung finden könnten. Ohne Erfolg auf den Märkten der Welt, bräche Deutschland schlicht und einfach zusammen. Für die Automobile der oberen und der gehobenen Klasse ist der amerikanische Markt besonders wichtig. Diesen können auch Länder wie China oder Russland nicht ersetzen, denn Wagen der Luxusklasse vermögen sich dort nur wenige zu leisten, und das dürfte auch noch lange so bleiben. Preiswerte Kleinwagen aber sind nicht das Credo von Mercedes-Benz. Von Mercedes wird das Beste vom Besten erwartet. Dort ist die Stärke des Sterns.

Wer in den Vereinigten Staaten etwas auf sich hält, fährt ein deutsches Auto. In der Oberklasse vor allem Mercedes und BMW, zunehmend aber auch Audi. Die ganz teuren Modelle, wie S-Klasse und SL, verkaufen sich dort immer. Die amerikanische Oberschicht muss den Dollar nicht umdrehen, auch nicht heutzutage. Diese sehr teuren Spitzenmodelle bringen Mercedes Image – aber sie allein tragen zum Gesamterfolg wenig bei. Hauptträger des Geschäfts sind E-Klasse und C-Klasse, bei der gehobenen Mittelschicht in den USA zunehmend die C-Klasse. Und diese Käuferschaft kann sich die immer höheren Preise für Mercedes-Wagen nicht mehr leisten. Der Marktanteil geht darum zurück. Das liegt weniger direkt an der momentanen Wirtschaftskrise als an dem aus dieser resultierenden Euro-Dollar-Kurs – und es liegt an den hohen Gestehungskosten in Deutschland.

Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass in keinem Industrieland der Welt so wenig gearbeitet wird wie in Deutschland. Geringe Arbeitszeit, extrem viel Urlaub, und dabei hohe Löhne untergraben die Wettbewerbsfähigkeit. Die Amerikaner arbeiten viel mehr, und das auch noch günstiger – und oft sogar besser; die Ausschussquoten in den U.S. sind deutlich geringer. Seit Made in Germany nicht mehr durchwegs Made by Germans heißt, sondern ein großer Teil der Arbeiter aus anderen Ländern kommt, in denen Qualität nach deutschem Maßstab noch niemals zu Hause war, wirkt sich das naturgemäß aus. Alle möglichen und unmöglichen Gewerkschaftsregelungen plus EU-Verordnungen à la „Antidiskriminierungsgesetz" tun ein übriges, Made in Germany immer weiter von dem zu entfernen, was es einst war und sein sollte.

Ein Großunternehmen wie Mercedes-Benz kann seine besten Mitarbeiter/innen immerhin zur Herstellung der Spitzenmodelle einteilen, damit diese dem guten Ruf nach wie vor entsprechen. Doch das lässt sich nicht auf alle Bereiche ausdehnen. In Amerika dagegen ist es möglich, nur die Besten zu nehmen. Und die Qualität der in den USA gefertigten Autos ist hervorragend, was sich auch an den Sportwagen von BMW zeigt, die, bis auf die Motoren, gänzlich in Amerika hergestellt werden. Will Mercedes sich auf dem so wichtigen US-Markt behaupten, bleibt dem Unternehmen gar nichts anderes übrig, als gewisse Teile der Produktion dorthin zu verlagern. Dadurch wird dem deutschen Interesse nicht geschadet, sondern genützt, zumal es zu keinen Entlassungen kommt. Daimler wird lediglich umschichten, wird manches, was bisher durch „outsourcing" von außen eingekauft wurde, wieder selbst herstellen. Mittelbar können dadurch zwar Arbeitsplätze verloren gehen, die meisten dann aber wohl nicht in Deutschland, weil viel aus dem Ausland zugekauft wird.

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Ohne nationale Eitelkeit darf gesagt werden: Mercedes-Benz ist sicherlich das prestigeträchtigste Unternehmen, das es auf dieser Welt überhaupt gibt. Die Begehrlichkeit, es mehrheitlich zu besitzen, ist von vielen Seiten groß – besonders im Ausland. Und die Gefahr, dass es zu einer Übernahme von Daimler kommen könnte – auch zu einer „feindlichen Übernahme" – besteht. Anders als bei BMW oder dem Volkswagen-Konzern, deren Majorität sich sicher in deutschen Händen befindet, sind 75,6 Prozent der Daimler-Aktien in Streubesitz. Das heißt, sollte die Aktie stark fallen, könnte es zu Aufkäufen bis zur Mehrheit kommen – und auf einmal wäre Mercedes-Benz dann womöglich kein deutsches Unternehmen mehr. Diese Gefahr besteht latent immer. Bloß wenn es der Mercedes-Geschäftsleitung gelingt, den Aktienwert ständig so hoch zu halten, dass die zahlreichen Kleinaktionäre nicht zum Verkauf überredet werden können, ist diese Gefahr gebannt. Und darum geht es auch jetzt!

Man stelle sich vor, was es für die britische Volksseele bedeutet haben muss, als ihre Traditionsmarken Rolls-Royce und Bentley auf einmal nicht mehr britisch waren, sondern in deutsche Hände gelangten (Bentley gehört nun zu VW, Rolls-Royce zu BMW). Was würde es für die Deutschen heißen, ginge Mercedes in ausländischen Besitz über. Dabei wäre Daimler noch eine ganz andere Größenordnung! Es könnte leicht zu Entlassungen in großem Umfang kommen. Niemand könnte damit rechnen, daß ein eventueller ausländischer Haupteigner von Mercedes, der womöglich nur nach Gewinnmaximierung gafft, das Unternehmen so sorgsam weiterführen würde, wie die Deutschen es mit Rolls-Royce und Bentley tun. Die Sicherung von Daimler-Benz als deutsches Unternehmen ist also ein nationales Interesse erster Ordnung. Genau das hat Dieter Zetsche in der Chef-Etage bei Daimler wohl auch im Auge. Das Vorhaben, die C-Klasse wenigstens teilweise in den USA zu bauen, kann jedenfalls nur zum Vorteil für das Ganze geraten.

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Rückblickend eine Lanze für Jürgen Schrempp

Dies ist im übrigen die Gelegenheit zu einem fairen Rückblick auf die Übernahme von Chrysler durch Daimler unter Jürgen Schrempp. Diese Angelegenheit hat eine Menge interessanter Aspekte, von denen niemand spricht. Inzwischen tut vor allem die Fachjournaille gern so, als habe Schrempp sich da vergaloppiert, als sei die Idee DaimlerChrysler von Anfang an unsinnig gewesen. Und das ist äußerst verlogen!

Das Gegenteil ist in Wahrheit der Fall, und Chrysler hatte durchaus gute Chancen, mit Daimler zusammen erfolgreich zu sein. Das Konzept war gut, und die Dinge bewegten sich in die richtige Richtung. Hätte Schrempp einen Mann wie etwa Ferdinand Piech hinter sich gehabt sowie andere Besitzverhältnisse, so würde aus der Idee DaimlerChrysler ein Erfolg geworden sein. Doch Schrempp hatte es mit lauter egozentrischen Einzelinteressen zu tun, die nur an schnelle und möglichst hohe Rendite dachten. DaimlerChrysler aber verlangte weitsichtiges Handeln. Das aber wurde Schrempp nicht gestattet, und so konnte das Richtige nicht geschehen. Wenn man Jürgen Schrempp etwas vorwerfen könnte, so wäre es nur, dass er den Faktor Mensch falsch eingeschätzt hat – oder richtiger: den Faktor Börsenspekulant. Schrempp hatte eine große Idee, die Kleingeistern nichts sagte. Allein daran ist die Verbindung Daimler-Chrysler gescheitert.

       
               
               
     

       
               
               
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