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Einblick |
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Isais und der Ägypten-Aspekt ... |
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Isais und der Ägypten-Aspekt Isais gibt es in
verschiedenen Erscheinungsformen, und nicht immer ist restlos gewiß,
ob vollständige Identität besteht.
Nehmen wir die Perspektive der jüngeren Isaisbünde, so zeigt sich
ein in sich geschlossenes, vollständiges Bild. Wie dieses entstanden
ist und auf welchen Quellen es beruht, läßt sich heutzutage nicht
mehr genau sagen. Da in diesem
Kreise bereits viel über Isais bekannt ist, brauchen wir auf die
verbreitetsten Darstellungen nicht einzugehen. Heute soll uns speziell
interessieren, welches Verhältnis es zum alten Ägypten gibt –
falls es ein solchen gibt – und ob Isais in einer Beziehung zu Isis
stehen könnte. Unsere konkreten
Kenntnisse über die alten ägyptischen Geheimvereinigungen, die
grundsätzlich einem Isaisbund ähneln, sind geringfügig – und sie
kommen nicht aus Ägypten, sondern aus Griechenland. Jene kleinen
Mosaiksteine, die sich in Alexandria fanden, sind dennoch als
griechisch zu betrachten, denn Alexandria war damals, wir denken an
die ersten Jahrhunderte nach Christus, ein Schwerpunkt griechischer
Kultur. So sind die frühesten,
einigermaßen erfaßbaren Isaisbünde also griechisch. Ihre Existenz
reicht vom 3. bis ins 9, Jahrhundert. In der frühen Zeit lag das
Zentrum in Pontos, der Heimat Marcions, was vielleicht kein Zufall
gewesen sein mag. Die griechischen
Isaisbünde existierten zwar zur Zeit weitverbreiteter Gnosis, doch
sind sie dieser nicht zuzurechnen. Einflüsse hat es aber sicherlich
gegeben. Die Kosmologie weist einige Details der Auffassungen von
Simon Magus auf. Aus den Isaisbünden
der gnostischen Ära stammt der Ägypten-Bezug, von dem wir nicht
wissen, ob er tatsächlich einen ägyptischen Hintergrund hat. Hier
ist zu bedenken, daß die Griechen, wie der antike Mensch überhaupt,
die Göttinnen und Göttern anderer Völker als identisch mit ihren
eigenen betrachteten, lediglich unter anderen Namen und der optischen
Darstellungsweise der jeweiligen Völker gemäß. Detailunterschiede,
die sehr wohl bestanden, erachteten speziell die Griechen als
unerheblich. Die glaubensstrenge Einstellung der Orientalen zu ihren
Religionen ist dem weitschweifenden und philosophisch geprägten
Denken der Griechen fremd und unbegreiflich gewesen. Für den
Orientalen galt alles Gesagte "wort-wörtlich". Die meist
allegorischen Deutungen der Griechen wären dort auf Unverständnis
und Unwillen gestoßen. Darum kümmerte der griechische Geist sich
allerdings nicht. Echten Respekt empfanden die Griechen ohnehin allein
gegenüber Ägypten. Ägypten betrachteten sie als die älteste und höchste
Kultur – und daß auch Ägypten sich im Abwehrkampf gegen fremde,
tyrannische Gottheiten und irdische Mächte befand, sogar schon viel
früher befunden hatte, bildete eine besondere Art von
Schicksalsgemeinschaft – wenigstens in der griechischen Vorstellung
jener Zeit. Als gemeinsamer
Hauptfeind sowohl des klassischen Griechentums wie auch des
traditionellen Ägyptertums wurde der Monotheismus angesehen, das heißt
praktisch die mosaischen Religionen. Ein böser Gott wollte sich
tyrannisch über alles erheben, seine Diktatur über die ganze Erde
errichten. Zürnend und drohend verlangte dieser anmaßende
Pseudo-Gott, als der einzige Gott verehrt zu werden. Das mußte dem
freien Geist des klassischen Griechentums widerstreben. Der Feind
waren somit die mosaischen Religionen. Zu diesen zählt auch der
Islam. In den späten Jahrhunderten der griechischen
Isaisbünde,
aus welchen am ehesten Sicheres bekannt ist, steht das Griechentum in
einem schweren Abwehrkampf gegen den Islam, namentlich gegen die
moslemischen Türken. In der Zeit gab es die angestrengteste isaisbündische
Aktivität. Zwar glaubten auch die Mitglieder dieser Isaisbünde an
eine absolute Übergottheit im zuvor geschilderten Sinne, doch wurde
diese eben als reiner, männlich-weiblicher Lichtgott gesehen (Geist
und Gedanke). Ägypten hatte
den ersten Kampf gegen den Monotheismus erfolgreich geführt, als der
Pharao Amenophis IV., bekannter als Echnaton (Ench en Aten = Diener
der Sonne), den monotheistischen Totalitarismus durchzusetzen
versuchte. Auch insofern galt Ägypten als Vorbild. Im Kampf gegen den
Monotheismus standen die Göttinnen Sechmet und Bastet an vorderster
Front, und diese beiden Göttinnen werden auch mit Isais/Isaie in enge
Verbindung gebracht. Es waren Männer,
die der Welt den Monothesmus aufzwingen wollten, mit roher Gewalt und
Bosheit – von Echnaton über Moses bis Mohammed. In diese Reihe
konnte der das Licht der Liebe bringende Christus unmöglich gehören.
Insofern bildete die Lehre Marcions also keinen Gegensatz zu den
isaisbündischen Auffassungen, auch wenn sie dennoch nicht einfach übernommen
wurde. Im Kampf um die
griechiche Kultur gegen den Monotheismus galt in den Isaisbünden
aber, daß das Männliche zur Machtbesessenheit neige und sich daher
leicht vom Monotheismus einfangen läßt, während das Weibliche den
wahrhaft göttlichen Kräften näher steht. Darum sind es stets
weibliche Gottheiten gewesen, die den antitotalitären Kampf gegen das
Böse leiteten – wie nun ganz besonders Isais. Das hinderte die
Isaisbünde indes nicht daran, Männer in ihre Reihen aufzunehmen und
ihnen auch Führungsaufgaben zu übertragen. Dabei spielte hier das
Grundmotiv des Mütterlichen eine Rolle, die Idee, alle Menschen guten
Willens zu betreuen. Die angeblich auf
Ägypten zurückgreifende griechische Mythe von Isais ist, knapp
skizziert, die folgende: Noch ehe Isis und
Osiris ein Paar wurden, empfing Isis eine Tochter von Seth, nämlich
Isais. Sie ist also die heimliche Tochter von Isis und Seth. Ihre
speziellen Beschützerinnen wurden bald die Göttinnen Sechmet, die löwenhäuptige
Krieggöttin, und Bastet, die Katzengöttin. Mit Hilfe dieser beiden
hat Isais auch viele besondere Fähigkeiten erworben. So lehrte
Sechmet sie insbesondere eine durch Willenskraft wirkende Kampfkunst,
welche keiner rohen Gewalt bedarf, und Bastet brachte ihr bei, sich in
eine Kätzin oder eine Pantherin zu verwandeln und so für alle
Menschen unsichtbar gegen die Feinde vorzugehen. Dies alles beinhaltet
also durchaus kämpferische Züge. Bei dieser
Gelegenheit sei einmal angemerkt, daß die tierköpfigen ägyptischen
Gottheiten keineswegs Tiergötter waren, sondern als Menschen gedacht
wurden. Die Tierköpfe beziehen sich auf die Symbole, quasi
Wappenfiguren, jener Gottheiten, bzw. mächtigen Wesen des Jenseits.
Zwei dieser Wesen, eben Bastet und Sechmet, stehen Isais also sehr
nahe. Als Knabe verkleidet, heißt es, begab sich Isais u.a. nach Phönizien
und dann nach auch Griechenland. Das Motiv für
die Knabenverkleidung ist hier also ein ganz andres als in der
Isais-Offenbarung vom Untersberg. Der dort so wichtige violette
(schwarz-lila) Stein kommt bei den griechischen Isaisbünden nicht
vor. Trotzdem spielen geschliffene Steine auch dort schon eine
wichtige Rolle in der Magie der Schwingungsträger und
Schwingungsschreine. Selbst wenn wir
annehmen, daß die Ägypten-Beziehung der Isais ihren Ursprung in Ägypten
hat (was durchaus sein kann), so wäre kaum eine Vorstellung nach
neuzeitlich-europäischem Isaisbund-Typ angebracht, und auch kaum die
der griechischen Isaisbünde. Hier ist nicht mehr möglich, Schlußfolgerungen
aus marginalen Hinweisen zu ziehen, was sicher mit Vorsicht zu
handhaben wäre. Die ägyptischen
Motive, vor allem Bastet und Sechmet, haben aber fraglos einen Platz
in der europäischen Isais-Tradition. Es ist ungewiß, ob auch im Ordo
Bucintoro die ägyptischen Motive bedeutsam waren. Für die Zeit und
das Umfeld des Ritters Hubertus war dies vermutlich noch weniger der
Fall. Die Isais-Offenbarung vom Untersberg zeigt keinerlei Hinweise
solcher Art. Es ist also davon auszugehen, daß die neuzeitlichen
Isais-Gemeinschaften hinsichtlich der ägyptischen Details aus
griechischen Vorlagen schöpften. Auch dort reduzierte sich der Ägypten-Aspekt
aber wohl auf Bastet und Sechmet, von Isis, Seth etc. war kaum noch
die Rede. |
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